Sonntag, 18.07.2010
Nachdem im letzten Jahr die regelmäßige Hüttentour unserer Hochzeitsreise zum Opfer gefallen war, drängelten Bergschuhe und Tourenrucksack im Keller dermaßen, dass wir uns diesmal sogar in der Hauptferienzeit zu einer kurzen Tour entschieden hatten.
Das „fast vor der Haustür liegende“ Karwendel hatte ich mir ausgesucht. Und da wir uns auf einer Rundtour wieder zum geparkten Auto zurückbegeben wollten, bot sich als Startpunkt die Eng im großen Ahornboden an.
Nach einigen Tagen großer Sommerhitze wurden wir auf der Anreise am Samstag schon von kräftigen Gewittern empfangen. So war es gut, dass kein Aufstieg mehr anstand und wir im Touristenlager des Alpengasthofes in der Eng übernachtet hatten. Morgens war es dann soweit trocken, nur viele Wolken (und diverse andere optimistische Wanderer) begleiteten uns beim steilen Aufstieg zur Falkenhütte. Schnell tropften wir aus allen Poren. Leider war die Aussicht eher nicht vorhanden. Weiter oben wurde unser Optimismus auf eine erste Probe gestellt – der Schweiß wurde von einem unangenehmen Regen abgewaschen. So waren wir froh, nach knapp 2 1/4 Stunden mit der Falkenhütte eine erste Rast erreicht zu haben. Trotz des Wetters quälten sich auch diverse Mountainbiker die steilen Rampen zur Hütte aufwärts.
Nach dem ersten Apfelstrudel der Wanderwoche ging es dann über die Ladizalm abwärts zum kleinen Ahornboden. Der Regen ließ schnell nach und die Laune stieg langsam. Beim Aufstieg auf dem eigentlich für Fußgänger reservierten Steig kamen uns auch einige Biker entgegen. Beim weiteren Weg waren wir uns einig, dass dieser Weg für sie Strafe genug gewesen sein muss.
Auf dem Karwendelhaus nach weiteren 2 3/4 Stunden angekommen ging es direkt unter die Dusche. Diesen Luxus konnten wir uns nicht entgehen lassen. In einer großen aber sehr gut und engagiert geführten Hütte genossen wir dann den ersten Hüttenabend. Draußen zeigte sich dann so langsam, dass der Wetterbericht für die kommenden Tage nicht zu viel versprochen hatte.Gesamtwanderzeit: 5 Stunden
Aufstieg: 1.170 m
Abstieg: 625 m
Montag, 19.07.2010
Der Morgen begann mit einer Enttäuschung – trotz Steffis Geburtstag war das Wetter noch nicht so wie vorhergesagt. Dichter Nebel umgab die Hütte. Dazu große Aufregung – ein Hüttengast vermisste seine Schuhe und alle mussten ihre Schuhe zusammensuchen. Leider ohne Erfolg und so musste er vom Taxi ins Tal gebracht werden. Nach rund vier Stunden Marsch über die lange Forststraße nach Scharnitz hätten wir das Taxi aber auch gerne genutzt. Dass diese Tour von vielen Mountainbikern als die schönste der Region angesehen wird, konnten wir aber gut nachvollziehen.
Das Wetter zeigte sich inzwischen auch von seiner guten Seite, was den Schweiß kräftig fließen ließ.
Scharnitz war auch nicht wirklich eine Offenbarung. Nur ein geöffneter Gasthof gab uns die Möglichkeit einer kurzen Rast. Schnell ging es weiter und kurz nach der Grenze ging es parallel zur Bahnlinie durch den Wald. Nach kurzer Zeit zweigte der Steig zur Brunnsteinhütte ab. Mehr und mehr Tagesgäste kamen uns entgegen, was die Hoffnung einer nicht zu stark belegten Hütte steigen ließ.
Die kleine gemütliche Brunnsteinhütte erreichten wir nach einem Aufstieg von Scharnitz in knapp 1:20 h. Die Hütte wirbt für einen Aufenthalt mit Kindern und dieses Angebot wurde an dem Tag auch von zwei Familien wahrgenommen. Einige Tiere (Pfauen, Ziegen, Esel und Hunde) bringen dort viel Abwechslung für die Kleinen. Die Hütte ist in den letzten Jahren etwas erweitert worden. Gewöhnungsbedürftig ist jedoch das weit entfernt liegende Bio-Plumpsklo.
Pünktlich zu Steffis Geburtstag hatte ich auch Handy-Empfang und einige Gratulanten konnten uns auch erreichen. Ein schöner Sonnenuntergang ließ für den Folgetag hoffen.Gesamtwanderzeit: 6 Stunden
Aufstieg: 640 m
Abstieg: 880 m
Dienstag, 20.07.2010
Für heute stand die erste Herausforderung für mich auf dem Programm. Der Heinrich-Noé-Steig hatte mich trotz der recht alpinen Herausforderung gereizt. Das Wetter war stabil und so ging es zeitig los. Schnell stieg der Steig steil durch den Wald an. Nach kurzer Zeit kam man auf einen neu angelegten Teil des Steiges, der uns durch den oberen Teil der Sulzklamm leitete. Nach einer ersten gesicherten Stelle ging es weiter steil durch den Wald auf gutem Steig. In dem Teil, wo wir die Schatten des Waldes verließen, überraschten wir ein Rudel Gämsen, die sich aber kaum von uns stören ließen. Weiter ging es über Geröll steiler aufwärts bis zum Rand der Felsen. Nun auf rund 2.000 m hieß es Stecken verstauen und die Hände frei haben. Sehr luftig aber (fast) immer gut gesichert ging es nun durch die Felsen aufwärts. Immer wieder faszinierte der Blick zum nahen Wettersteingebirge und ins Mittenwalder Tal. Über einige sehr ausgesetzte aber nicht wirklich gefährliche Stellen ging es zur Kreuzung des Steigs mit dem Mittenwalder Klettersteig. Der weitere Teil des Heinrich-Noé-Steigs ging dann recht ausgesetzt und an einer (leider nicht gesicherten) Stelle auch unangenehm rutschig weiter in Richtung Karwendelgrube wo die Massen in Turnschuhen und ähnlich unpassendem Schuhwerk von der Karwendelbahn ausgespuckt werden. Auf den nahen Gipfel der Linderspitze verzichteten wir im Anblick dieses Trubels.
Schnell verließen wir den Kessel durch den Fußgängertunnel zum Dammkar. Von dort ging es unangenehm lange durch Schotter steil abwärts bis zur kleinen Dammkarhütte, die sich auf einem Absatz in aussichtsreicher Lage befindet.
Nach der wohlverdienten Rast ging es weiter abwärts zum Steig, der sich vom Ochsenboden zur Höchlandhütte zieht. Kurz ging es unterhalb des Predigtstuhls nochmal steil durch den Wald aufwärts bis man auf dem nächsten Rücken schon die Hütte sieht. Die Hochlandhütte liegt auf aussichtsreicher Lage oberhalb von Mittenwald mit Blick zur Zugspitze und in die Wände des Predigtstuhls, wo man manchmal auch Kletterer beobachten kann. Ein gemütliches Lager bietet Platz für rund 35 Personen. Leider wird die Hütte nur dreimal in der Saison vom Hubschrauber versorgt, was das Angebot doch recht überschaubar macht. Nach einem langen und anstrengenden Tag war für uns jedenfalls die Auswahl zwischen Linsen- und Erbsensuppe doch eher enttäuschend. So musste das nahrhafte Bier (von dem glücklicherweise reichlich vorhanden war) hier weiterhelfen.Gesamtwanderzeit: 7 Stunden
Aufstieg: 1.095m
Abstieg: 985 m
Mittwoch, 21.07.2010
In der voll belegten Hütte waren alle früh auf. So waren wir tatsächlich die Letzten, die sich auf den Weg machten. Aber da nur der Weiterweg über den Wörnersattel zur Krinner-Kofler-Hütte geplant war, war das egal. An der Hütte wurde gerade alles für die geplante Hubschrauber-Anlieferung vorbereitet.
Auf einem schönen Steig ging es hinauf zum Wörnersattel, von dem man einen guten Blick auf den Gjaidsteig zum Bäralpl und die nahe Soiernspitze hat. Über einen unglaublich steilen Geröllpfad ging es nun abwärts, wobei es kaum möglich war, einen vernünftigen Halt zu finden.
Nach rund 3 1/2 Stunden kamen wir auf der Fereiner Alm (die Schreibweise ist manchmal auch Vereiner Alm) an. In der nahen Alm konnten wir schon unser Lager in der Selbstversorgerhütte Krinner-Kofler-Hütte klarmachen. Diese Hütte wurde 2004 nach einem Lawinenunglück komplett neu aufgebaut.
Nach einer kurzen Stärkung auf der Alm bei der wir auch den Wirt der Brunnsteinhütte trafen, der sich an seinem freien Tag aufs Radl geschwungen hatte, gingen Lothar und ich noch bei brütender Hitze aufwärts zur Soiernspitze. Mir ging es vor allem um einen guten Blick auf den gegenüberliegenden Gjaidsteig, der mir doch so einige Sorgen machte. Hier sollte es am kommenden Tag über das Bäralpl zurück zum Karwendelhaus gehen. Die Beschreibungen zu dem Steig hatten mich schon etwas verunsichert. Aber bei gutem Wetter wollte ich es einfach versuchen. So blieb ich am Sattel des Hirzenecks wo der Aufstieg zur Soiernspitze beginnt.
Steffi hatte sich derzeit einen ruhigen Nachmittag an der Alm gegönnt und sich die vorbeiziehenden bzw. einkehrenden Bikerscharen angesehen.
Zum späteren Zeitpunkt hatte auch ich das Vergnügen, das Balzverhalten einiger Biker zu beobachten, da sich eine allein-radelnde junge Frau (Yvonne aus Friedberg) gerade an unserem Tisch niedergelassen hatte. Später am Abend kam dann ein erstes Gewitter auf, das aber einzelne Radler nicht aus der Ruhe bringen konnte (was aber auch am beruhigenden Einfluss diverser Weissbiere liegen konnte).
Kulinarisch war der Aufenthalt leider nur marginal besser als am Vorabend. Zu der Suppe auf der Speisekarte kam immerhin Rührei mit Speck.
Immerhin hatten wir einen interessanten Abend während das Gewitter die Hoffnung für den folgenden Tag doch eher verringerte.Gesamtwanderzeit bis Fereiner Alm: 3 1/2 Stunden (Aufstieg bis Hirzeneck 1 h, weiter zur Soiernspitze 3/4 h)
Aufstieg: 375 m (bis Hirzeneck 775m, bis Soiernspitze ca. 1.200m)
Abstieg: 585 m (bis Hirzeneck 985m, bis Soiernspitze ca. 1.400m)
Donnerstag, 22.07.2010
Das Wetter überraschte doch – strahlend blauer Himmel. So gab es für mich keine Ausrede, das Bäralpl wurde in Angriff genommen. Nach einem kleinen Frühstück ging es durch den Huflachboden leicht abwärts der Wand entgegen. Durch schönen märchenhaften Wald zog sich der wenig begangene Steig bis es plötzlich unterhalb der Wand ins Geröll ging . Hier verlor sich der Weg sehr schnell und ein mühsames Stapfen begann. Als wir uns schon fragten, ob wir noch richtig sind, kamen wir an den Einstieg zum gesicherten Teil des Weges. Schnell ging es recht ausgesetzt leicht aufwärts. Da ich meine Höhenangst immer noch nicht ablegen konnte, war der weitere Weg eine echte Herausforderung. An einigen Stellen hätte es (für mich ) durchaus noch ein wenig mehr Versicherungen geben können. Zum Schluss ist an einer Stelle das Drahtseil überhängend, so dass wir uns mit den Händen über dem Kopf vorwärts bewegen mussten, Da es an dieser Stelle auch ständig feucht und zudem rutschig ist, kann man auf das Seil auch nicht verzichten. Für Kleinwüchsige könnte diese Stelle schon problematisch sein. Evtl. bietet sich eine Selbstsicherung an.
Für Leute, die wie ich Probleme mit ausgesetzten Steigen haben, würde ich den Steig nicht wirklich empfehlen (und wenn besser nicht abwärts gehen). Meine Erleichterung nach dem Ende Steiges musste ich jedenfalls mit einem lauthalsen Juchhitzer deutlich machen.
Nun ging der Gjaidstgeig erst lieblich durch die Latschen des Bäralps, dann immer beschwerlicher in einem ständigen Auf und Ab bis zum Karwendelhaus. Die vorgegebene Zeit von 4 1/2 Stunden haben wir jedenfalls kräftig überschritten. Der Wasserverbauch war bei dem heißen Wetter auch heftig, so dass wir alle Vorräte kurz vor dem Karwendelhaus aufgebraucht hatten.
Die Rast dort brachte aber schnell die fehlenden Kräfte zurück, so dass wir die restlichen 2 3/4 Stunden zur Falkenhütte noch angehen konnten.
Aufkommende Gewitterwolken hielten sich glücklicherweise lange genug zurück.
Nach einem langen und anstrengenden Tag waren wir alle fix und fertig. Da das Wetter aber ab dem Folgetag schlecht werden sollte, war es auf jedem Fall die richtige Entscheidung, bis zur Falkenhütte weiter zu gehen.Gesamtwanderzeit: 8 1/2 Stunden
Aufstieg: 1.305 m
Abstieg: 860 m
Freitag, 23.07.2010
Es kam wie es vorhergesagt war. Schon in der Nacht prasselte der Regen. So verpackten wir uns und stapften im strömenden Regen abwärts. Die Wege mutierten teilweise zu richtigen Bächen – soviel Wasser kam von oben herab. Ein Rudel Gämsen ließ sich davon nicht stören.
Nach knapp einer Stunde kamen wir der Eng näher und plötzlich riss es kurzfristig sogar noch einmal auf. Ein letzter Blick auf die Laliderer Wände, ein paar Einkäufe im Almladen auf der Eng und dann war eine tolle, spannende Woche im Karwendel vorbei.
Eine interessante Region für tolle Wanderungen – wir werden sicher einmal wiederkommen.Gesamtwanderzeit: 2 Stunden
Aufstieg: 135 m
Abstieg: 755 m