Mein Reisetagebuch – Abruzzen und Piemont – Juni 2015

Samstag, 13.06.2015

Schon lange hatten wir die Abruzzen als Urlaubsziel im Auge. Jedoch hatte uns immer die lange Anreise (1.500 km) abgeschreckt. Diesmal sollte endlich soweit sein. Zur Entzerrung der Strecke hatten wir uns am Luganer See für drei Tage einquartiert. Unser Ziel lag nahe der Autobahn, doch sehr ruhig etwas oberhalb im kleinen Ort Rovio, der ca. 10 km südlich von Lugano liegt. Im Parkhotel Rovio, einem schön gelegenen aber schon etwas in die Jahre gekommenen Haus, hatten wir ein Zimmer reserviert. 

Nach einer fast staufreien Anfahrt (Wartezeiten vor dem Gotthard-Tunnel sind eigentlich normal) kamen wir bei etwas bewölktem Wetter an. Das Hotel liegt recht nett oberhalb dem südlichen Teil des Luganer Sees. Ein wirklich toll gepflegter Park lädt zum Verweilen ein. Die Wahl der Halbpension bereuten wir nicht. Direkt am ersten Abend gab es ein tolles Tessiner Buffet. Und auch die folgenden Abende waren kulinarisch ein guter Urlaubseinstieg. 

Das abendliche Gewitter nach unserer Ankunft störte da eher wenig. 

Parkhotel Rovio

Sonntag, 14.06.2015

Für heute war massiver Regen angesagt – welch toller Urlaubsbeginn. Also kein Besuch des Hausbergs Monte Generoso (die Zahnradbahn war für diese Saison auch eingestellt). Da es nach dem Frühstück noch trocken war, fuhren wir nach Carona zum Parco San Grato, einem toll angelegten Gelände. Der Zutritt ist kostenlos. Leider vertrieb uns ein Gewitter doch schneller als geplant. Noch ein kurzer Besuch im gemütlichen Dorf Carona, dann ging es bei heftigem Regen zurück. Den Tag beschlossen wir dann (wie gefühlte Tausende anderer) im Outlet-Shopping-Center Foxtown in Mendrisio. 

Montag, 15.06.2015

Nachts regnete es heftig weiter. Aber nach dem Frühstück taten sich erste Wolkenlücken auf. So entschieden wir uns für eine Wanderung zum kleinen Gipfel Monte S. Ana oberhalb von Rovio. Ich war noch etwas gehandicapt mit einer Knieprellung von einem Radunfall vor einer Woche, aber für die kleine Wanderung sollte es doch reichen. Langsam ansteigend marschierten es durch den Wald aufwärts zu einem Almgelände. Auf einem kleinen Pfad erreichten wir dann auf 939 m den Monte S. Ana mit seiner kleinen Kapelle. Das Wetter spielte inzwischen auch mit und die Sonne strahlte. Auf dem schön angelegten Rundweg erreichten wir dann wieder Rovio, wo wir vorbei am tollen Wasserfall Casca de Bot bis zum Luganer See abstiegen. Auf einem steilen Pfad stiegen wir dann wieder aufwärts bei inzwischen heftiger Wärme. Vor dem Hotel reichte es dann noch zu einem kühlen Bier bevor das nächste Gewitter uns wieder ins Haus trieb. 

Tourdaten: 5:30h, 695 hm

Rovio                                                                                                                    
 Blick vom Monte S. Ana
Casca de Bot

Dienstag, 16.06.2015

Nach dem Bezahlen (die Preise für Getränke erzeugen bei mir in der Schweiz immer wieder Schnappatmung) fuhren wir dann zügig auf die Autobahn gen Süden. Erste Probleme mit den Automaten an den Mautstellen, ein kleiner Stau am Mailänder Ring, dann ging es weiter südlich. An die Fahrweise der Italiener werde ich mich wohl nie gewöhnen (Blinker gibt es nur bei jedem dritten Wagen, LKWs sind immer stärker und zeigen dies auch und beim Einfädeln von Überholenden geschnitten zu werden, ist vollkommen normal). Aber ohne grössere Probleme erreichten wir die Region Abruzzen. Immer faszinierendere Blicke auf den Gran Sasso taten sich auf. Schnell war klar, dass der Winter im Gebirge seine Spuren mit grösseren Schneefeldern noch hinterlassen hatte. Nach einem spontanen Stop an einem Supermarkt außerhalb von Aquila folgte wir der Straße aufwärts in die Berge. Über einsame Strassen erreichten wir Santo Stefano di Sessiano. An unserer Ferienwohnung erwartete uns schon die nette Vermieterin Rita, die perfekt Englisch sprach. Dass dies in Italien nicht selbstverständlich ist, sollten wir noch mehrfach feststellen. Die Wohnung in der Villa Valsi war nett eingerichtet. Im Schlafzimmer stand noch das Bett der Großeltern – aber glücklicherweise mit neuer Matratze.
Nach einem ersten Besuch des pittoresken, sehr charmanten kleinen Orts (aktuell nur noch 140 Einwohner) beendeten wir den langen Tag.

Mittwoch, 17.06.2015

Nachdem unsere Vermieterin uns mitteilte, dass in Castel del Monte mittwochs Markt sei, hatten wir diesen Nachbarort als erstes Ziel auserkoren. Der Ort, der vor einigen Jahren Schauplatz der Dreharbeiten zm Clooney-Film The American war, ist ebenfalls sehr sehenswert. Aber auch hier sind Spuren des Erdbebens unübersehbar. Viele Baustellen gibt es im Ort.  Der “Markt” aber war ein Reinfall –  zwei Stände, das wars. Nach einem Rundgang und dem Besuch des örtlichen Alimentari (Tante-Emma-Laden) zog es uns wieder zurück. Unterwegs noch ein kurzer Stop an einer archäologischen Ausgrabungsstelle, dann fuhren wir zurück nach Santo Stefano. Gut dass wir uns dann direkt zur Ortsbesichtigung aufmachten. Nach einem Rundgang (der trotz vieler Gassen doch recht schnell zu schaffen ist) und einem Eis in der Gelateria (tolles selbstgemachtes Eis zu einem Spott-Preis) schafften wir es gerade vor dem nahenden Gewitter in unser Domizil. 

 Castel del Monte
 Santo Stefano di Sessiano

Donnerstag, 18.06.2015

Starker Wind hatte die Wolken des Vorabends vertrieben. So entschieden wir uns für eine Bergtour auf dem Campo Imperatore. Über die Bergstraße, die direkt von S. Stefano auf den Campo Imperatore führt, fuhren wir in eine sehr ungewöhnliche aber faszinierende karge Landschaft. Nicht umsonst spricht man hier auch von Klein-Tibet. Kalter Wind empfing uns beim Start am Fonte Vetica. Ein recht ordentlich markierter Weg führte aufwärts, jedoch immer stärkere Sturmböhen behinderten unseren Aufstieg. Dazu kam eine nicht erwartete Kälte und tief hängende Wolken, so dass wir nach 400 Höhenmetern die Tour abgebrochen haben. Überraschend, dass uns ein Bergsteiger von oben entgegen kam. Wieder unten angekommen, schien die Sonne als wäre nichts gewesen. Nach einer kurzen Rast fuhren wir dann nach Rocca Calascio, einer alten Festung oberhalb des Ortes Calascio. Die Festung (vermutlich im 10. Jahrhundert erbaut) ist die höchstgelegene in den Abruzzen. Unterhalb der Festung befindet sich die Kirche Santa Maria della pietá. Die Festung war auch Drehort zum Fantasy-Film der Tag des Falken. Von den Mauern des beeindruckenden Bauwerks hat man einen hervorragenden Rundumblick. 

 Am Fonte Vetica
 Santa Maria della Pietá    
Rocca Calascio

Freitag, 19.06.2015

Sonne pur beim Aufwachen – so hatten wir uns den Urlaub vorgestellt. Nach einem Frühstück auf unserer Terrasse stand die erste Radtour auf dem Programm. Über Calascio ging es dann immer leicht ansteigend nach Castel del Monte und weiter hinauf zu einem Pass (Capo la sera) auf 1.600m. Von dort in kurzer Abfahrt zur Abzweigung zur Fonte Vetica auf dem Campo Imperatore. An dieser Abzweigung stehen zwei Grillstationen – Holzhütten in denen Metzger Fleisch, Käse und Getränke verkaufen. An grossen Grills kann man dann seine Spieße etc. selber grillen. Aufgrund der noch bevorstehenden Radkilometer verzichteten wir auf die Köstlichkeiten und begnügten uns mit einem Bier (das dort auch immerhin nicht klein war). Nach einigen kleinen Gegenanstiegen wurden wir mit einer Traumabfahrt nach S. Stefano belohnt. Dass der Abend mal wieder mit einem  Gewitter endete, störte da kaum. Tourdaten: 49,22 km, 836 hm
Route: Santo Stefano – Calascio – Castel de Monte – Abzweig Fonte Vetica – Santo Stefano

Samstag, 20.06.2015

Samstag ist ja immer Markttag bei Steffi – also stand das Programm eigentlich schon fest. 
Die Wetteraussichten waren aber auch nicht wirklich gut und nach der Anstrengung vom Vortag war ein Ruhetag auch nicht die schlechteste Idee. Also entschieden wir uns für den Besuch der Sadt Sulmona – ca. 50 km südlich am Fuß des Maiella-Nationalparks. Die Landschaft hat hier schon eher den Charakter diverser Alpenregionen. Sulmona (auch Schauplatz des Clooney-Films “The American”) ist ein hübsches Städtchen, das am Markttag vor Leben sprüht. Der lebendigste Kern ist die zentrale Achse um den Corso Ovidio, der an Markttagen zur Fußgängerzone wird. Viele kleine Läden bieten die bekannten Confetti (bunte Konfektsträusse zu jedem Anlass) an, an jeder Ecke ein Cafe oder eine Gelateria – so oder so ähnlich stelle ich mir das “dolce vita” vor. Die Piazza Garibaldi wird zu einem bunten Markt, auf dem neben Obst und Gemüse eigentlich alles verkauft wird, das man braucht (oder auch nicht). 
Aufgrund der Wetteraussichten viel zu warm angezogen kamen wir schnell ins Schwitzen. Nach einem ausgiebigen Marktbummel stärkten wir uns in einem kleinen Cafe an der Piazza XX Septembre. Nett dass hier überall zu einem Glas Wein kleine Leckereien gereicht werden. Auf dem Rückweg wurden wir noch Zeugen einer Hochzeit (faszinierend in welch hochhackige Schuhe sich die Mädels zwängen). 
Der Rückweg wurde zu einer Erfahrung der anderen Art. Da so langsam der Tank unseres Autos nach einer Füllung verlangte, hielten wir an der ersten Tanke. Bezahlung nur per Automat. Aber das Gerät war anscheinend nicht Touristen-kompatibel. Jedenfalls bekamen wir keinen Tropfen heraus. Kein Problem – nehmen wir eben die nächste Tanke. Leider ging das Spielchen noch dreimal so weiter. Erst an einer Tanke bei L’Aquila klappte es – jedoch auch nur mit Cash – meine Maestro-Karte wollte die Kiste auch nicht. Wie sich später herausstellte, ist an diversen dieser Tanken durchaus aus ein Service vorhanden – jedoch nicht am Wochenende. Man lernt eben nicht aus. 

Sulmona:    Confetti                    
Markt
Abendstimmung in Santo Stefano

Sonntag, 21.06.2015

Das Wetter schien mitzuspielen – also startete der nächste Versuch einer Bergtour. Nahe bei Castel del Monte startet eine Tour zum Monte Bolza, einem allein stehenden Bergzug mit herrlicher Sicht auf die Berge des Gran Sasso und Campo Imperatore. Der im Rother-Führer beschriebene Alternativweg war irgendwie nicht aufzufinden – also nahmen wir den markierten Sentiero vom Parkplatz oberhalb des Ortes. Direkt nach der Schranke stiegen wir links durch karges Gelände aufwärts. Nach knapp einer Stunde war der Bergfuß des Monte Bolza am Guarda del Montagne erreicht. Leider war von einer Wegkreuzung wie beschrieben nichts zu erkennen. Markierungen waren nicht mehr zu finden – nur ein Pfad schlängelte sich unterhalb des Berges westlich. Diesem folgten wir erstmal. Nachdem nach einiger Zeit immer noch kein Abzweig zu erkennen war, entschieden wir uns für einen weglosen Aufstieg auf den Grad durch die steilen Wiesen. Oben angekommen, fanden wir zwar einige Trittspuren – von einem Weg oder gar Markierungen aber keine Spur. Da kein Weg erkennbar war und es weiter über blockige Felsen ging, entschieden wir uns, besser wieder abzusteigen. Also wieder steil herunter durch die felsdurchsetzten Wiesen. Nach einiger Zeit auf dem schon bekannten Pfad entschieden wir uns, nochmals über die Wiesen auf den Berggrad aufzusteigen um nicht den kompletten Bergzug umrunden zu müssen. Das ging auch problemlos und wir erreichten anschließend den Rückweg auf der Südseite, auf dem wir wieder den Ausgangspunkt erreichten. Hier und heute waren die Unterschiede zu den meisten Gebieten der Alpen doch sehr deutlich zu erkennen.- nicht alle Wege sind hier so gut ausgebaut und markiert. Für Wanderer mit Abenteuerlust und Spürsinn ist jedenfalls genug geboten. 

Tourdaten: 

Wanderzeit 4:30 h, Höhenmeter 745

 Am Monte Bolza

Montag, 22.06.2015

Für heute war frühes Aufstehen angesagt. Ein besonderes Highlight stand auf dem Programm – der Lago Compotosto. Der auf ca. 1.300 m gelegene Stausee läd förmlich zu einer Umrundung mit dem Rad ein. Also luden wir unsere Räder aufs Auto und früh ging es los. Herrliches Wetter begleitete uns auf der Fahrt. Wie fast überall in der Region war wenig Verkehr auf den Bergstraßen. An einem der vielen Parkplätze entlang des Sees ließen wir das Auto stehen und es ging los. Leider sind die Wege über die gewaltigen Staumauern gesperrt, aber sonst ist die Runde bestens ausgebaut. Auf den Strassen entlang des Sees ist so gut wie kein Verkehr so dass man die Runde wirklich genießen kann. Diverse Fotostops verzögerten die Fahrzeit erheblich, was aber bei dem tollen Wetter wirklich kein Problem darstellte. Eine Rast im kleinen Ort Campotosto beim kühlen Bier rundete die Tour ab. 

Tourdaten: 40,32 km, Höhenmeter 318

  Am Lago Compotosto

Dienstag, 23.06.2015


Tolles sonniges Wetter, aber ein starker Wind ließ mich vom geplanten Highlight – der Radtour zum höchsten Punkt des Campo Imperatore – Abstand nehmen. So fuhren wir mit dem Auto die Strecke hinauf. Eine gute Entscheidung – mal wieder hüllte sich der Gran Sasso in Wolken. Dazu ging ein solch heftiger Sturm, dass man nach wenigen Minuten durchgefroren war. Nach einem kurzen Rundumblick (welch ein hässlicher Platz mit dem alten Hotel und dem Obervatorium, auch die Seilbahn war wegen dem Sturm nicht in Betrieb) ging es schnell wieder hinab. Weiter unten fanden wir einen schönen Weg zum Vado di Corno, wo der Wind weniger stark war und die Sonne erfolgreicher ihren Weg durch die Wolken fand. 
Immer wieder faszinierten Blumenfelder auf den Wiesen. Am Vado di Corno kreuzt ein Höhenweg der den gesamten Bergkamm von West nach Ost überzieht. Bei dem herrschenden Sturm aber keine gute Idee. So genossen wir den Blick auf die Wand des Gran Sasso und die nördliche Tiefebene bis zur Adria. Anschließend ging es noch ein wenig in die aussichtsreichen Wiesen des Campo Imperatore. Zum Abschluss des Tages gönnte ich mir dann noch eine kleine Runde mit dem Rad rund um Santo Stefano bei der ich feststellen konnte, dass die tollen Feldwege aufgrund des groben Schotters nicht so einfach zu befahren sind. Letztlich ein aussichtsreicher Trip mit etwas Techniktraining.
Der Abend endete noch mit einer dramatischen Wolkenstimmung am kleinen See in Santo Stefano. Eine Stimmung die man so nur selten erlebt. 

 Am Campo Imeratore – no real nice place    
  Aussichtsreiche Wiesen
Am Vado di Corno  

dramtische Abendstimmung in Santo Stefano

Mittwoch, 24.06.2015

Nebel, Regen – sollte der Wetterbericht doch recht haben? Immerhin war ein regnerischer Tag mit sintflutartigem Regen angesagt. Nachdem aber die Regenschauer nachließen, entschieden wir uns doch zum Besuch von L’Aquila. Die Hauptstadt der Abruzzen war in der Vergangenheit eine der schönsten Städte Italiens. Leider ist sie bei dem Erdbeben 2009 sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie stark wurde uns schnell klar. Viele Gassen sind immer noch komplett gesperrt, Häuser komplett mit Stahlseilen und Gerüsten eingeschnürt. Erst jetzt nach über fünf Jahren laufen die Restaurierungsarbeiten an. Nur wenige Geschäfte und Lokale haben in der einst lebendigen Altstadt noch (oder wieder) geöffnet.
Hier wird uns deutlich, dass die Schäden in den kleinen Dörfern eigentlich eher gering sind im Vergleich hierzu. Allein die Zahl der Menschen, die vor Jahren in einem Moment ihre Heimat verloren haben und nun in Behelfswohnungen am Stadtrand leben, macht betroffen. 
Nach diesem Sightseeing der anderen Art (bei herrlichstem Wetter) gönnten wir uns nach unserer Rückkehr noch einen kleinen Spaziergang in den Hügeln über S. Stefano. Steffi füllte ihre Taschen mit Unmengen wild wachsendem Thymian, ich weiter meine Speicherkarte der Kamera. Zu Belohnung gab es noch ein Eis in der bekannten Gelateria. 

 L’Aquila – eine Stadt (noch immer) in Trümmern
Kräutersammlerin
 Gelateria in S. Stefano

Donnerstag, 25.06.2015

Der große Tag – das Wetter schien auch mitzumachen. Sonne pur und wenig Wind. So ging es mit dem Rad von S. Stefano aufwärts. Auf der bekannten Strasse trafen wir über eine Stunde kein einziges Auto. Das ist in den Alpen auf einer solchen Panoramastrasse undenkbar. Steffi begleitete mich bis zum Abzeig auf dem Campo Imperatore. Nach den knapp 13 km ging es nun entlang der Strasse 4 km westlich bevor der Abzweig zum höchsten Punkt kommt. Hier zieht sich die Strasse kilometerweit durch die Wiesen leicht aufwärts. Unangenehm war der aufkommende starke Wind, der ein Bergauffahren nicht zum Vergnügen macht. Bevor die eigentlich Steigung (max. 10%) beginnt, ist man so schon etwas geschafft. Die Rennradfahrer mit ihren leichten Velos sind hier klar im Vorteil. Aber ich ließ mich davon nicht beeindrucken und quälte mich Kurve um Kurve aufwärts. Oben angekommen war der hässliche Platz vom Vortag nicht mehr ganz so hässlich. Lag dies an den Glückshormonen oder dem besseren Wetter? Egal. Der Blick reichte vom ausnahmsweise wolkenfreien Gipfel des Gran Sasso über den Berggrat bis zur Adria. Als Schmankerl kam nun die Abfahrt – 28 km mit kleineren Gegenanstiegen. 

Am Abend kam noch unsere Vermieterin vorbei und brachte uns einen Kuchen – weil sie Geburtstag hatte. Dazu schenkte sie uns noch einen Topf mit einer einheimischen Pflanze, die hoffentlich auf unserem Balkon lange überleben wird. Das abendliche Essen im benachbarten Lokal (Palazzo) war auch ein kleines Erlebnis. Das Lokal hatte ein tolles Ambiente, die Kommunikation war wieder mal sehr spannend, da der Inhaber nur Italienisch sprach.. Aber alles schmeckte und wir wurden satt – was will man mehr. 

Tourdaten: 56,22 km, 1.183 hm

Frühstück vor der grossen Tour        
Auf der Tour (im Hintergrund das Ziel)   
Auf dem Campo Imperatore      
Geschafft – 2.100 m

Freitag, 26.06.2015

Der letzte Tag und wieder Traumwetter. So entschieden wir  uns zu einer Wanderung am Gran Sasso. Mit dem Auto fuhren wir die nun schon mehr als bekannte Strasse hinauf.
Dann wanderten wir (wie viele andere auch) den Weg zum Monte Aquila, dem Aussichtsberg gegenüber dem Corno Grande. Leider hüllte sich der Gipfel mal wieder in Wolken. Jedoch auch das Umfeld war den Besuch wert. Eine faszinierende Berglandschaft eröffnet sich einem dort oben. Den Rückweg über den Grat zum Rif. delle Abruzze nahmen wir nicht, da ich mich (auch bei dem aufkommenden Wind) nicht trittsicher genug fühlte. Aber auch so war diese kleine Runde ein perfekter Abschluss einer perfekten Zeit in den Abruzzen. 
Zum Abendessen folgten wir einem Tipp unserer Vermieterin und gingen ins Locanda Sotto gli Archi – ein Volltreffer. Das beste Essen in S. Stefano in gemütlichem Ambiente. 
Tourdaten: 2,5 h, Höhenmeter 400

Am Campo Imperatore
Am Gipfel des Monte Aquila     
Wildpferde am Campo Imperatore   

Samstag, 27.06.2015

Abschied aus den Abruzzen – wir waren uns sicher, dass dies nicht der letzte Besuch war. Über die Autobahn ging es mit kleineren Staus aber recht zügig in den Norden. Die Außentemperatur stieg immer weiter an und bei unserer Ankunft im Piemont waren die 30° stark übertroffen. Das Quartier Agriturismo I Grappoli bei Serralunga d’Alba war leicht zu finden, jemand der uns in Empfang nahm schon etwas schwerer. Nachdem dies geschafft war, kam das nächste Problem – entgegen unserer Erwartung (auch aufgrund der Beschreibung im Internet) sprach dort niemand etwas anderes als Italienisch. Mit meinen Bruchstücken Italienisch schafften wir es zumindest, dem Eigentümer klarzumachen wer wir sind. 
Das Apartment war sehr schön, aufgrund der Hitze waren alle Läden geschlossen. Leider stellte sich mit der Zeit heraus, dass die Klimaanlage defekt war. 
Nach dem Abendessen im gegenüber gelegenen Restaurant (wo wir den Fehler machten, nicht zu warten bis man uns einen Tisch zuwies) ging es zurück in die warmen Gemächer. 
Aufgrund der defekten Klimaanlage schliefen wir bei offenem Fenster – eine folgenreiche Entscheidung. Jedenfalls wurden wir in dieser und der kommenden Nacht die Leibspeise der heimischen Mücken. ;((

Serralunga d’Alba        
  I Grappoli      

Sonntag, 28.06.2015

Bei der Hitze von 34° war nicht viel zu machen. So wanderten wir gemütlich durch die Weinberge zum nahe gelegenen Serralunga. In Ruhe schauten wir uns das Städtchen und die gewaltige Burg an. Nach einem kleinen Stop in einer Vineria marschierten wir zurück. Mit einem kurzen Trip per Rad am Abend durch die Weinberge endete der durch die Hitze bedingte träge Tag. 

Cast. Faletti     
 Serralunga d’Alba

Montag, 29.06.2015

Nach einer weiteren Moskito-Attacke in der Nacht (meine Stiche habe ich bei 150 zu zählen aufgehört) fuhren wir zum Einkaufen nach Alba. Hier reifte auch der Entschluss, einen Tag früher heimzufahren.. Immerhin wartete dort eine funktionierende Klimaanlage. Bei der abendlichen Weindegustation unseres Agriturismo Gabutti teilten wir dies mit. War aber kein Problem (vermutlich waren meine Mückenstiche auch ein gutes Argument). Zum Abschluss hatten wir unser bestes Essen in der Trattoria Schiaveza in Serralunga. Auf der Terrasse mit herrlicher Sicht genossen wir Tajarin con Ragu, Ravioli, Faraona und Brassato al Barolo.

Alba – Stadt der Trüffel

Dienstag, 30.06.2015

 Nachdem alles geklärt war, war dies der letzte Tag. Heute sollten alle wichtigen Einkäufe noch erledigt werden. Zuerst landeten wir in der Destillerie Levi. Romano Levi ist seit einigen Jahren leider tot, aber einer seiner Schüler führt die Brennerei nun weiter. In einer spannenden Unterhaltung (ein Mix aus Italienisch, Englisch und Deutsch) erfuhren wir, dass er nun sieben verschiedene Grappe nach altem Verfahren herstellt und verkauft. Eine Probe am frühen Morgen bei wiederum heißen Temperaturen ist auch eine Herausforderung. 

Anschließend flanierten wir noch durch den alten Stadtkern von Neive und weiter nach Govone zum Weineinkauf. Den Tag rundete dann noch eine Degustation bei der Cascina Mucci ab, wo wir seit Jahren den tollen Wein genießen und gerne einkaufen.          

Dest. Levi – Serafino   
Neive