Mein Reisetagebuch – Berner Oberland – September 2008

Sonntag, 31.08.2008

Wieder einmal hatten sich die “üblichen Verdächtigen” unseres Freundeskreises zur jährlichen Hüttenwanderung zusammengefunden. 
Ich hatte eine Rundtour im Berner Oberland (Rund um Grindelwald) zusammengestellt. 

Nach mehr oder weniger kurzer bzw. langer Anreise fanden sich alle erwartungsfroh im kleinen Örtchen Wilderswil südlich von Interlaken mittags ein. Schon hier konnten wir die Schweizer Bahnbaukünste bewundern. Nicht nur die Berner Oberlandbahn, die die Orte im Grindelwalder und Lauterbrunnener Tal miteinander verbindet, macht hier Station, sondern auch die Zahnradbahn auf die Schynige Platte. 
Natürlich verkniffen wir uns die Fahrt mit der historischen Bahn und entschieden uns als Einstieg in die Runde für den steilen Weg zu Fuß. 
Gleich an der Kirche ging es in stetigen Kehren durch den Wald schweißreich aufwärts. Nur wenige Aussichtspunkte brachten Möglichkeiten für einen “Alibi”-Fotostop. So kamen wir trotz des ungewohnten Gepäcks recht gut voran. Das angekündigte Tiefdruckgebiet ließ sich auch reichlich Zeit, so dass wir am Gasthof Breitlauenen (Samstag und Sonntag geöffnet) ein erstes Schweizer Bierchen testen konnten. 
Danach ging es in gewohnter Steilheit weiter, jedoch die Aussicht erweiterte sich mit jedem Meter. Faszinierend schlängelt sich die Zahnradbahn durch die Landschaft – Erinnerungen an die Modellbahnlandschaften kamen auf. 
Nach einer letzten Querung der Bahnlinie war unser Ziel auch schon erreicht – das Berghotel Schynige Platte. Nach der Abfahrt der Touristen (alle Klischees werden hier erfüllt) hatten wir das Haus fast für uns allein. In schönen Zimmern (eingerichtet im Stile aus Großmutters Zeit) konnten wir uns schnell wohlfühlen. Beim letzten Kuchenstück hatten einige ihre Akkus so schnell wieder aufgefüllt, dass es noch auf den nahen Aussichtspunkt ging. Mit einem prima 5-Gang-Menü begleitet von kräftigen Gewittern über dem Eiger-Massiv beschlossen wir den ersten Wandertag. 

Aufstieg 1370 m, ca. 4 h

Gasthof Breitlauenen
Schweizer Modelbahnlandschaft an der Schynigen Platte
Bahnhof am Berg

Montag, 1.09.2008

Nach einer sehr feuchten Nacht hatten sich die Wolken früh morgens erstmal verzogen, so dass der erste Blick auf das Dreigestirn (Eiger, Mönch und Jungfrau) freigegeben war. Das war leider nicht von langer Dauer. Von Westen kamen dichte Wolken herbei. Und da sich der vorgesehene Abmarsch (natürlich) mal wieder etwas verschob, gingen wir bei den ersten Regentropfen los. Die nahen Aussichtsgipfel ließen wir also aus und so ging es gemächlich entlang des Höhenweges in Richtung Faulhorn. Immer wieder machten sich dichte Wolken breit, so dass sich der Blick auf die nähere Umgebung fokussierte. Auf dem Wege beobachteten uns hunderte von schwarzen Eidechsen, die der Regen hinausgetrieben hatte. 
Nach der Hälfte der Strecke lockte die erste Einkehr – die Weberhütte. Aber die meisten entschieden sich für das Weitergehen, so dass nach weiteren 1 1/4 h mit einem steilen Schlussanstieg das Berghotel Faulhorn auf 2680 m (Europas ältestes Berghotel von 1830) erreicht wurde. Hier tankte jeder auf seine Art die leeren Akkus wieder auf (Uli trank sogar freiwillig ein Erdinger!). 
Nun ging es nur noch bergab in Richtung Bachalpsee. Hier wo sich bei schönem Wetter die eisbedeckten Gipfel im klaren Wasser spiegeln und Hunderte von Touristen mit Kameras ausschwärmen (es gibt ja eine nahe Seilbahn), waren diesmal nur reichlich Wolken zu bewundern. 
Aus den Wolken wurde nach und nach dichter Nebel, so dass wir bei einsetzendem Regen fast am Berggasthaus First vorbeigegangen wären. 
Hier wurden gerade die letzten Unentwegten, die trotz Nebel hochgefahren waren, ins Tal entlassen. In einem recht funktionellen Ambiente (schließlich handelt es sich unübersehbar um ein Skigebiet) waren die Lager im Untergeschoss untergebracht. 
Zum Abend hin wurde die Selbstbedienung beendet und wechselte zu einer netten Betreuung durch die Chefin Miriam persönlich. Mit einem schmackhaften 4-Gang-Menü wurde der Abend dann beschlossen. 

Aufstieg 975 m, Abstieg 745 m m, ca.6 h

Morgendlicher Blick in Richtung Grindelwald 
kurzfristiger Ausblick vom Höhenweg – in der Tiefe der Brienzer See
Der Bachalpsee auf dem Weg zum First

Dienstag, 2.09.2008

Das frühe Wachwerden hatte sich gelohnt – ein traumhafter Morgen wartete auf uns. Das kleine Zwischenhoch liess die Umgebung in voller Pracht erstrahlen  Das Tal um Grindelwald lag noch in Wolken und hoch darüber kitzelten die ersten Sonnenstrahlen die Gipfel. Zum Greifen nahe lockte die Eiger- Nordwand. Nach einer Fotosession auf der leeren Terrasse und einem reichlichen Frühstück ging es auf einem gemütlichen Höhenweg zur Großen Scheidegg. Hier spuckten die Grindelwalder Busse regelmäßig reichlich Touristen aus. Dazu kamen diverse Radfahrer, die sich trotz des langen und steilen Ansteiges nicht von dieser Traumtour abhalten ließen. 
Nach kurzer Rast ging es weiter auf dem Wanderweg, der mehrfach die Strasse nach Grindelwald kreuzte, bis zum Abzweig zur Glecksteinhütte. 
Nach einer knappen Viertelstunde wies ein Schild darauf hin, dass es sich um einen ausgesetzten Weg handelte, der alpine Erfahrung voraussetzt. 
Nach wenigen Metern ging es auf einem guten, vorbildlich gesicherten aber wirklich sehr ausgesetzten Steig durch die Wände des Wetterhorns. Vorbei an der Engi, der Bergstation des ehemaligen Wetterhornaufzugs (gebaut vor dem ersten Weltkrieg), ging es immer weiter ins Tal hinein. Prachtvolle Ausblicke auf den oberen Grindelwaldgletscher lenkten den Blick von den schwindelerregenden Tiefen ab. 
Bei traumhaftem Wetter erreichten wir dann die auf 2317 m gelegene Glecksteinhütte des SAC. Auf der Terrasse genossen wir dann den Nachmittag. Immer wieder brachen dort vom Gletscher Teile mit lautem Getöse ab, was ein unvergleichliches Schauspiel darstellt. 
Nur wenige Gäste hatten sich für die Nacht dort einquartiert. Aber zum späten Abend hin kamen immer noch einige Alpinisten, was uns den Sinn einer solchen Bergsteigerunterkunft noch einmal deutlich machte. 

Für den nächsten Tag mussten wir leider den gleichen Weg wieder zurück, da der alten Hüttenweg auf der anderen Talseite seit über 10 Jahren aufgrund des Gletscherrückgangs  nicht mehr existierte. 

Aufstieg 975 m, Abstieg 865 m m, ca.6 h

Der Eiger im Morgenlicht
Erste Sonnenstrahlen über der Großen Scheidegg
Blick vom First zum oberen und unteren Grindelwalder Gletscher
Auf dem Weg zur Großen Scheidegg
Oberer Grindelwalder Gletscher vom Aufstiegsweg zur Glecksteinhütte
Auf dem Weg zur Glecksteinhütte
  Gletscherblick
Glecksteinhütte

Mittwoch, 3.09.2008

Das Wetter hatte glücklicherweise gehalten. Bei Feuchtigkeit wäre der Abstieg sicher nicht unproblematisch geworden. So ging es langsam und vorsichtig immer weiter abwärts. Am Abzweig des Weges an der Strasse ließen wir uns von einem Bus zu einem sündhaft teuren Preis ins Tal kutschieren. Diesen Tip hatte uns die Wirtin von der Glecksteinhütte gegeben, da unsere heutiges Ziel, Alpiglen am Rande der Eiger-Nordwand sonst kaum zu erreichen gewesen wäre. 
Nach einem kleinen Zivilisationsschock in Grindelwald ging es mit dem Bus weiter zur Gletscherschlucht am unteren Grindelwaldgletscher, wo der Weg startete. Auf einem wunderbaren Weg ging es nun hoch über Grindelwald durch die Wälder immer weiter in Richtung Eigertrail. 
Kurz bevor der Abzweig auf den Eigertrail erreicht wurde ging es hinab zur Station Alpiglen an der Bahnlinie zur kleinen Scheidegg. 
Mit den letzten Sonnenstrahlen auf der Terrasse ließen wir den schönen Tag ausklingen und genossen den Blick auf die so nahe Nordwand. 

1. Teil  Abstieg bis zur Bushaltestelle Aufstieg 95 m, Abstieg 820 m m, ca.3 h
2. Teil  ab Gletscherschlucht  Aufstieg 795 m, Abstieg 195 m ca. 2 1/2 h

Wo geht’s denn hier runter? 
Auf dem Abstiegsweg
Rückblick aus Grindelwald zum Wetterhorn
 Eiger Nordwand von Alpiglen

Donnerstag, 4.09.2008

Wieder stand eine zweitgeteilte Etappe an. Zum einen hatten wir überlegt, den Eigertrail bis zur kleinen Scheidegg zu gehen. Da der weitere Weg bis hinter Stechelberg zu lang wäre, hatten wir uns für eine Etappe mit der Bahn entscheiden. 
Da es jedoch das Frühstück auf Alpiglen recht spät gab, waren wir uns nicht so sicher, ob das alles klappt. Letztlich entschieden sich Steffi und Luise für den kürzeren Weg zur Scheidegg während der Rest bei schon stark bewölktem Wetter über den Eigertrail ging. 
Ein wirklich toller Weg, der einem herrliche Einblicke in die Wand der Wände bringt. Erst im letzten Teil des Weges setzte der Regen ein, so dass wir dann mit der Bahn ab der Station Eigergletscher hinunterfuhren. Trotz des schlechten Wetters tummelten sich hier viele Touristen und man konnte sich vorstellen, was bei gutem Wetter dort abgeht. 
Mit der Bahn ging es dann hinab nach Lauterbrunnen, wo wir direkten Anschluss an den Postbus nach Stechelberg hatten. Hier ging es durch ein wunderschönes Tal weiter nach Süden. Leider setzte immer mehr Regen ein, so dass wir kaum noch Sicht hatten und pitschnass im Hotel Tschingelhorn ankamen. 

1. Teil  Eigertrail bis Station Eigergletscher Aufstieg 735 m, Abstieg 70 m m, ca.2 1/2 h
2. Teil  ab Stechelberg  Aufstieg 765 m, Abstieg 195 m ca. 2  h

Am Eigertrail
Auf der kleinen Scheidegg
  jede Menge Touristen
Abenstimmung vom Hotel Tschingelhorn

 Freitag, 5.09.2008

Vom Hotel Tschingelberg ging es leicht aufwärts zum Hotel Obersteinberg im Talschluss. In weiteren nicht unbedingt eingeplanten 300 hm ging es über einen tollen aussichtsreichen Weg zum Busengrat. An einem Wegweiser zum Tanzbödeli ließen wir uns etwas in die Irre führen (unsere Karten hatten diesen Weg nicht eingezeichnet). Nach einem weiteren Aufstieg standen wir auf einem tollen Aussichtsplatz – der uns aber keinen Deut weiterbrachte. Also wieder herunter, was bei dem feuchten und ausgesetzten Weg keine wahre Freude war. Dann ging es weiter sehr steil hinab ins Tal der Sefine. Hier wurden alle vorherigen Planungen über den Haufen geworfen und der Weg nach Mürren eingeschlagen. In Gimmelwald gabe es eine Jause vor toller Kulisse, dann ging es langsam nach Mürren aufwärts. 
Von hier ging es zu unserem Ziel – der Suppenalp, wo wir für zwei Tage Zimmer gebucht hatten. In dieser recht gemütlichen Hütte mit guter und reichhaltiger Küche konnten wir es uns dann gut gehen lassen. Lediglich der knarrende Holzboden ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber auch hier ist vorgesorgt. In jedem Zimmer liegen Ohrenstopfen. 

Aufstieg 1125 m, Abstieg 970 m , ca.6 h

Am Hotel Tschingelhorn
Auf dem Weg zur Busenalp
Ausblick vom legendären “Tanzbödeli”
Zwischenprost in Gimmelwald
 Eigerblick von der Suppenalp

Samstag, 6.09.2008

Der Wetterbericht hatte noch Fön vorhergesagt, der aber im Laufe des Tages zusammenbrechen sollte. 
Mit leichtem Gepäck entschieden wir uns für die Runde zum Schilthorn, das schon aus einem James Bond Film bekannt ist. 
Zuerst ging es über die Schiltalp, ab der der Weg steil durch die Wiesen hinauf zum Grauseeli zieht. Immer weiter zog sich die Gruppe auseinander. 
Der Gipfel zog anscheinend fast alle zu sehr in seinen Bann. Bei plötzlich aufkommenden starkem Nebel blieben Steffi, Luise und ich dann unten und entschieden uns für den gemütlich Weg zum Vorgipfel Birg, der als Zwischenstation für die Seilbahn fungiert. Von hier ging es dann hinab zur Schilthornhütte, die wir vor lauter Nebel fast verpasst hätten. Gestärkt von Suppe und Kuchen ging es dann über die Pisten zurück zur Suppenalp, die wir mit den ersten Regentropfen erreichten. 

Aufstieg 900 m, Abstieg 900 m (ohne Schilthorn) , ca.5 h

Sonntag, 07.09.2008

Nach einer regnerischen Nacht machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Grütschalp. Auf feuchten Steigen mit wenig Sicht erreichten wir diese nach kurzer Zeit. Dort ging es mit der Gondel hinab nach Lauterbrunnen, wo der Zug nach Wilderswil schon wartete. 

Abstieg, 460m. 

An der Schiltalp
Grauseeli mit Blick auf die Birg
Ein letzter Blick bevor die Wolken kommen….