Samstag, 07.09.2019
Die Aussichten auf ein Sommer-Update in Italien sahen gut aus. Der Wetterbericht sprach von über 25 ° und viel Sonne. Die Anfahrt sah aber erstmal ein wenig anders aus. Viele Wolken und immer wieder Regen unterwegs. In der Schweiz bekamen wir dann sogar erste Herbst- bzw. Wintergefühle. Wolkenverhangene Berge und dort wo sich die Wolken kurzfristig verzogen, waren sogar weiße Spitzen zu sehen. Wassen ist ein kleiner Ort kurz vor dem Gotthardtunnel, wo sich meistens im Laufe des Tages die Staus vor dem Tunnel aufbauen. Das war auch heute der Fall, so dass unsere Idee der Zwischenübernachtung so schlecht nicht war. Unser Hotel, ein alter Familienbetrieb im Ortskern war eine gute Wahl. Hier am Schnittpunkt mehrerer Passstraßen und der Gotthardbahn besteht der Tourismus wohl eher aus Durchgangsverkehr. Die hiesige Kirche, die auf einem kleinen Hügel thront, ist ein schöner Aussichtspunkt – besonders bei schönem Wetter. Die Gotthardbahn windet sich hier in mehreren langen Kehren, von denen der Blick auf die Kirche geht, hinauf.
Nach einem durchaus ordentlichen Abendessen, dass natürlich auch ordentliche (eben Schweizer) Preise hatte, ging es früh ins Bett. Immerhin lockte für den kommenden Tag der sonnige Süden.
Sonntag, 08.09.2019
Alles richtig gemacht – vor dem Tunnel kein Stau – und ab ging es weiter in den Süden. Steffi verschlief fast alles, was bei der Erkältung, die sie mitgebracht hatte, wohl auch gut war. Ich konnte immerhin auf Höhe des Lago Maggiore die ersten Sonnenstrahlen sehen. Und dann wurde es schnell immer schöner. Über kleine, enge Autobahnen mit großen Mautstationen ging es immer weiter in den Süden. Das Thermometer kletterte mit sinkenden Höhenmetern auch immer weiter. Gegen Mittag war dann unser Ziel Levanto am Rande der Cinque Terre erreicht. Von Anna, dem guten Geist unserer Ferienwohnung wurden wir an einem Treffpunkt erwartet und zu unserem Haus gelotst. Im Ort ging es Steffi plötzlich auch besser – ein gut gebauter Typ Marke Baywatch kam uns auf der Straße mit einem Surfbrett auf der Schulter entgegen. Man könnte meinen hier würde gerade für einen Werbefilm gedreht. Leider war das für den Rest der Woche auch der beste Anblick für die Frauenaugen. Am Strand und Umgebung fanden sich statt Sixpacks doch eher Fässchen wieder.
Die – angeblich bessere – Straße war schon abenteuerlich. Eng, steil und mit vulkankraterähnlichen Schlaglöchern bestückt ging es abwärts. Ich hatte schon ein wenig Angst um mein neues Auto, aber letztlich ging alles gut. Ein Stück oberhalb des Ortes, in Sichtweite des Bahnhofs liegt das Haus mit drei Ferienwohnungen. Angenehme fast 30 ° erwarteten uns bei einem wolkenlosen Himmel. Bella Italia eben.
Nochmal ging es mit dem Auto über die Abenteuerpiste in den Ort, die Grundausstattung an Lebensmitteln musste besorgt werden. Gut dass hier viele Geschäft auch sonntags geöffnet sind.
Anschließend gönnte ich mir einen ersten Rundgang im Ort. Levanto liegt sehr zentral am nördlichen Rand der Cinque Terre. Züge halten hier sehr häufig und sind eine hervorragende Verbindung zu den kleinen Orten oder La Spezia. Mit einer Brotzeit ging dann der Tag zu Ende – leider nicht auf der Terrasse, da diese schon von vielen kleinen anderen Gästen okkupiert worden war – Mücken. Und leider sind anscheinend besonders Touristen deren Hauptgericht auf dem Speiseplan. Der wichtigste Punkt auf dem Einkaufsplan der kommenden Tage war somit Autan.
Montag, 09.09.2019
Da es im Ort eine Markthalle gibt, wo einheimische Produkte wie Obst, Gemüse, Käse etc. verkauft werden, gingen wir erstmal dorthin. Es gab zwar nur wenige Stände, aber immerhin frische Ware. Nach einem kleinen Rundgang durch den Ort entschieden wir uns dann zur ersten Wanderung entlang der Küste. Gegen Mittag, wo jeder vernünftige Italiener Siesta macht, schnauften wir bergauf zum Höhenweg in Richtung Punta Mesco und weiter nach Monterosso, dem ersten und größten Ort der Cinque Terre. Allein waren wir trotzdem nicht unterwegs – Wanderer und Spaziergänger aller Nationen waren auf dem gleichen aussichtsreichen Weg. Auch bei der Ausrüstung war von Bergstiefeln bis zu Flipflops alles zu beobachten. Sogar Schminkutensilien, die an aussichtsreicher Stelle eingesetzt wurden, konnte man sehen. Von der Punta Mesco ging es dann über viele Stufen hinab nach Monterosso, das im neueren Ortsteil Fegina noch nicht so urig und sehenswert daherkommt, wie man das von den Orten erwartet. Nach einem Bier – fast zu Schweizer Preisen – an der Promenade ging es vom Bahnhof die eine Station zurück nach Levanto. Unmengen Touristen nutzen hier die guten Verbindungen zwischen den Orten, so dass es besonders zu den Nachmittagsstunden schon mal recht eng werden kann im Zug.
Dienstag, 10.09.2019
Für heute war der schlechteste Tag angesagt. Deshalb hatten wir uns für den ersten Sightseeing und Shoppingtag entschieden. Es ging mit dem Zug nach La Spezia, einer lebendigen italienischen Kleinstadt mit vielen kleinen Highlights. Interessant ist unter anderem der Hafen, der auch Anlaufpunkt vieler Kreuzfahrt-Bettenburgen ist. Für mich immer wieder ein erschreckender Anblick, aber die Geschmäcker sind halt unterschiedlich. Da auch Bummeln anstrengend ist, gönnten wir uns noch frische frittierte Calamaris – wo könnte man das frischer bekommen als hier am Meer. Das schlechte Wetter brachte dann übrigens auch Sonnenschein und fast 30 °. Auf dem Rückweg schauten wir uns dann noch Riomaggiore, den südlichsten der fünf Cinque Terre Orte an.
Mittwoch, 11.09.2019
Da wir uns vorgenommen hatten, den gesamt Küstenabschnitt bis Porto Venere zu Fuß zu erwandern, fuhren wir heute mit dem Zug nach Monterosso, wo wir die erste Tour beendet hatten. Nach einigen Metern kommt man in den alten Teil des Ortes, der schon eher den Charme der alten Küstenorte verströmt. Nach einem kurzen Bummel durch die engen Gassen ging es auf dem derzeit beliebtesten Teil des Küstenwegs nach Süden. Hier ist für die Nutzung auch eine Fußgängermaut zu zahlen. Es empfiehlt sich, die Cinque Terre Card zu kaufen, die es für 1-3 Tage gibt und gegen Aufpreis auch unbegrenzte Nutzung der Züge beinhaltet. In langen Kolonnen stapfen die Touristen nun über viele Stufen bergauf. Motivierte, schnelle oder mühsam sich quälende – alle Arten von Wanderern und Spaziergängern waren unterwegs. Fotopausen waren meistens nur möglich, wenn der Vordermann auch stehen blieb. Nur langsam fächerte sich die Masse ein wenig auf so dass wir tatsächlich einzelne Minuten alleine das Panorama genießen konnten. In Vernazza war dann nach knapp 2 Stunden der nächste Ort erreicht, der für viele das Ziel der Tagesetappe war. Am Hafen und in den engen Gassen treffen Wanderer und Sightseeing-Gruppen, Einheimische (eher weniger) und Touristen aufeinander. Am Hafen kann man sich mit einem Eis oder Getränken versorgen oder im Wasser abkühlen. Nach einer Pause ging es für uns auf den zweiten Teil der Wanderung nach Corniglia. Der Ort liegt als einziger der Fünf nicht direkt am Wasser, sondern auf einem Hügel. Auf dem folgenden Weg wurde die Menge der Wanderer schon wesentlich geringer. Zum einen war für viele das Tagesziel schon erreicht, zum anderen brannte die Sonne auch gnadenlos. Nach nochmals ca. 1 ¼ Stunde erreichten dann auch wir unser Tagesziel, von wo wir nach einer Erfrischung im urigen Ortskern mit dem Zug zurück nach Levanto fuhren. Über viele Treppenstufen ging es vom Ort hinunter zum Bahnhof.
Donnerstag, 12.09.2019
Heute ging es wieder – mit dem Zug – nach Corniglia. Der nächste Teil des Höhenwegs ist hier – schon bereits seit Jahren – gesperrt. Wann der – vielleicht berühmteste – Teil des Weges, der via dell’amore, wieder eröffnet wird, ist noch offen. So mussten wir über die bekannten Treppenstufen hinauf in den Ort, von wo es steil aber glücklicherweise schattig hinauf ging. Viele Wanderer, die es zu zügig angehen ließen, konnten wir nach einiger Zeit wieder hinter uns lassen. Nach und nach wurde es einsamer auf der Route. Aus der Höhe kurz hinter dem kleinen Winzerdorf Groppo konnte man Manarola erkennen. Durch die Weinberge ging es dann hinab nach Riomaggiore.
Freitag, 13.09.2019
Heute war der zweite Sightseeing-Tag angesagt. Mit dem Zug kommt man in knapp einer Stunde nach Genua. Die Altstadt ist Weltkulturerbe und lohnt sich allemal. Einige Routen sind vor Ort beschildert und man kann sich hier durch die engen Gassen begeben ohne sich zu verlaufen. Die Altstadt, der alte Hafen mit dem Aqua-Museum und dem Piratenschiff – alles ist einen Besuch wert.
Samstag, 14.09.2019
Der heutige Tag sollte die Königsetappe bringen. Früh waren wir am Hafen von Levanto, wo wir mit dem Schiff in 1 ¾ Stunden über die gesamte Cinque Terre nach Porto Venere fuhren. Der alte sehenswerte Korsarenort, der von einer großen Festung überragt wird, ist Sammelpunkt für Touristenbusse, Boote und Jachten und natürlich auch Wanderer. Trotz der Hitze begaben wir uns nach einem kurzen Bummel auf den steilen Aufstieg. Die längste Etappe entlang der Küste bringt im ersten Teil einige tolle Ausblicke, aber auch einige etwas ausgesetzte Stellen über den Klippen. Nach einer Rast in dem kleinen Ort Campiglia wendet sich der Weg ab von den spektakulären Ausblicken in die Wälder und hinauf zum Colle Telegrafo. Von hier geht es dann nach und nach hinab nach Riomaggiore. Nach knapp 5 Stunden war auch diese tolle Etappe Geschichte und der komplette Küstenbereich zwischen Levanto und Porto Venere zu Fuß erwandert.
Sonntag, 15.09.2019
Steffis Ruhetag – sowas kenne ich ja nicht. Also wird daraus mein Abenteuer. Zum einen traue ich mich, das Auto mal wieder zu bewegen. Zum anderen geht es ins Hinterland. Nachdem die bisherigen Wege bestens markiert und präpariert waren, bin ich auch bester Dinge. Das nette Dörfchen Lavaggiorosso oberhalb von Levanto war mein Ziel. Nachdem ich aber nach drei erfolglosen Versuchen auf den dortigen Wanderwegen (zugewachsen, Markierungen nur zu Beginn, Moskitos in Mengen etc.) wieder am Ausgangspunkt lande, fahre ich tatsächlich nach kurzem zurück und begleite Steffi sogar zum Strand. Damit keiner auf dumme Ideen kommt – ich habe natürlich keinen Zeh ins Wasser gesteckt – die Bootsfahrt war Abenteuer genug für mich
Montag, 16.09.2019
Nochmal haben wir uns für eine Wanderung entschieden. Aus dem Dorf gehen wir durch das einsame Cantarana-Tal aufwärts bis zum Kamm, der Monterosso von Levanto trennt. Weiter ein Stück auf dem Höhenweg mit herrlichen Blicken zur Cinque Terre, dann geht es aufwärts durch stachelige Macchia auf den Monte Focone mit dem Funkmast. Dann erreichen wir nach einigen Metern Abstieg den Höhenweg vom Punta Mesco und steigen hinab ins Dorf. Am Abend ist der Besuch der Pizzeria La Picea geplant, die schon bei Weltmeisterschaften gepunktet hat. Da wir früh genug da sind, bekommen wir problemlos einen Platz. Dass sogar Steffi nachher von der Pizza (und erst recht vom Dessert) schwärmt, adelt das Lokal mehr als das ein Weltmeistertitel wohl kann.
Ein letztes Fläschchen Wein auf der Terrasse beendet den Abend – dann doch nicht so schnell. Denn irgendwie in der Nähe scheint ein Live-Konzert statt zu finden. Wir haben zwar keine Ahnung wo, aber einen besseren Ort zum Zuhören als unsere Terrasse könnten wir sowieso nicht finden. So findet auch dieser Abend noch einen besonderen Abschluss.
Dienstag, 17.09. – Mittwoch 18.09.2019
Wechsel ins Piemont nach Castiglione Falletto. Quartier im Le Torri, tolles Hotel. Kleiner Bummel durch La Morra und Barolo. Abends tolles Essen in einem unscheinbaren Lokal – Locanda del Centro.
Einkauf in Govone und Alba, abends Essen im Le Torri.
Donnerstag, 19.09. – Freitag 20.09.2019
Rückfahrt über den Lago Maggiore und die Insel Mainau am Bodensee