Mein Reisetagebuch – Madeira – Mai 2008

Donnerstag, 01.05.2008

Madeira war für diesen Urlaub als Ziel auserkoren, die Blumeninsel. Lange war dies schon geplant. Doch als wir uns am Düsseldorfer Flughafen einfanden und ich die Mitreisenden betrachtete, kamen doch die ersten Zweifel, ob das ein Ziel für Urlauber unserer Altersklasse ist. Wenn man mit Mitte Vierzig den Altersdurchschnitt stark nach unten senkt, macht man sich eben so seine Gedanken. 
Nachdem der Airbus seine volle Ladung Levada-Touristen am Flughafen Funchal ausgespuckt hatte, machten wir uns auf den Weg, unseren Mietwagen für die kommenden zwei Wochen in Empfang zu nehmen. Mit einem kleinen weißen SEAT (der auf der Insel anscheinend im Dutzend billiger zu bekommen ist, da fast jeder Mietwagen so aussieht) machten wir uns dann auf den Weg nach Porto da Cruz. Aufgrund der Zeitverschiebung kamen wir noch zu früher Abendstunde dort an, wo das Dorfleben aufgrund des Feiertages noch pulsierte. Nachdem wir unser Zimmer im kleinen Hotel Penedo belegt hatten stand eine kleine Dorfbesichtigung an, die jedoch trotz ausgiebigem Strandspaziergang nach einer Viertelstunde erledigt war. So blieb uns nichts anderes übrig, als im nahe gelegenen Restaurant einen ersten kulinarischen Test vorzunehmen. Mit dem Rauschen Brandung im Ohr ließen wir so den ersten Tag ausklingen. 

Küste bei Porto da Cruz

Freitag, 02.05.2008
Nach einer recht unruhigen Nacht -das ständige Rauschen der Brandung ist doch irgendwie ungewohnt, dazu der ständige Kampf um die gemeinsame Bettdecke – stand der erste Morgen auf der Insel an. Im Frühstücksraum war alles (bis auf die Bedienung) in deutscher Hand. Schon irgendwie ungewöhnlich. Ein wirklich gutes Frühstück mit Blick aufs Meer – das ließ hoffen. Die leichte Bewölkung tat da keinen Abbruch. 
Mit unserem kleinen Flitzer (soweit man bei einem kleinen SEAT davon reden kann) ging es in Richtung Canical zum Ostkap. Der Start unserer Insel-Besichtigung war untypischer als es für die Blumeninsel nicht sein kann. Direkt beim Aussteigen wurde ich fast vom Wind ins Auto zurück geblasen (was bei meinem Lebendgewicht schon etwas heißt). Auf gut ausgebauten und gesicherten Wegen ging es durch eine wirklich karge Landschaft. Die teilweise bizarren Felsformationen, die sich aus dem Wasser erheben, sind schon eine Schau. Dass wir den Weg nicht wirklich alleine gingen, störte nicht so sehr wie der immer stürmischere Wind. Gedanken an den heimischen Besuch von Kyrill kamen auf. Gut dass hier kaum höher wachsende Vegetation vorhanden ist, die sich selbstständig machen könnte. 
Auf dem Rückweg machten wir noch einen kleinen Abstecher nach Machico, einer nicht wirklich sehenswerten kleinen Stadt an der Küste. Eine recht kleine Altstadt mit einigen Lokalen, eine alte Festung aus der Zeit als noch Piratenangriffe abzuwehren waren und eine nicht wirklich gemütliche Küstenpromenade – das war’s. 

Wanderungsdaten am Ostkap: gemütliche Wanderung vom Parkplatz bis zum Ende des Weges (wer mag kann noch den Gipfel am Ende mitnehmen) und zurück. ca. 400 hm, knapp 3 Stunden

An der Ponta Sao Laurenco
An der Ponta Sao Laurenco
An der Ponta Sao Laurenco (Blick in Richtung Flughafen)

In Machico

Blick aus unserem Zimmer im Hotel Penedo (Porto da Cruz)

Samstag, 03.05.2008
Für heute hatte das Auto erstmal Ruhe. Wir wollten uns eine erste Levada ansehen und hatten uns für die nahe gelegene Levada do Castelejo entschieden, deren Einstieg im Weiler Cruz (auf dem Wege nach Faial) liegt. 
Um es nicht ganz so einfach zu machen, starteten wir direkt vom Hotel steil aufwärts. Auf einer kleinen Straße ging es durch blühende Gärten aufwärts. Im Ort Cruz war der Weg zur Levada gleich vorbildlich ausgeschildert. Nach wenigen Minuten war der Einstieg erreicht und es ging entlang blühender Gärten so gut wie eben voran. Nach einiger Zeit wurde der breite Weg etwas enger und es ging in ein grünes, eng bewachsenes Tal. Die Hänge waren recht steil, aber an fast jeder möglichen (und auch unmöglichen) Stelle wurde etwas angebaut. Ohne Schwindelfreiheit ist hier sicher keine Ernte möglich. Durch die Bewässerung der Levadas wächst und gedeiht hier sehr viel. 
Der Weg war insgesamt manchmal etwas ausgesetzt, aber immer durch einen kleinen  Zaun gesichert. Am Ende (oder besser Anfang) der Levada befindet sich ein netter Rastplatz. Besser ist es noch, einige Schritte weiter zu gehen, wo der Bach sich über kleine Wasserfälle den Weg bahnt.

Zurück ging es auf dem gleichen Weg (einziges Manko fast aller Levada-Wanderungen). Am Abend landeten wir aus Bequemlichkeit wieder im gleichen Lokal. Das Essen war nicht schlecht, lediglich die ständig gleichen Beilagen waren etwas nervig. Zurück im Hotel konnten wir mal wieder feststellen (wie schon am Vorabend), dass einige holländische Gäste anscheinend mit den Zimmertüren mit Drehgriff überfordert waren. Dass die Türen deshalb mit Schwung zugeknallt werden müssen (und das zu jeder Tages- und Nachtzeit) ging mir doch gewaltig auf die Nerven. 

Wanderungsdaten am Ostkap: gemütliche Wanderung vom Porto da Cruz vom Ortskern aufwärts (Schnellstraße überqueren und weiter aufwärts bis nach Cruz). Dann der Levada Castelejo bis zur Einfassung folgen und zurück. ca. 325 hm, knapp 5 Stunden

Einstieg zur Levada
Auf der Levada mit Blick zu den Gipfeln am Areiro
Blick auf die zentralen Berge Madeiras

 Sonntag, 04.05.2008

Für heute hatten wir uns den alten Küstenweg von Porto da Cruz nach Machico vorgenommen. Es wurde leider eher der Tag der unvollendeten Tour. Aber der Reihe nach. Nachdem die Tour im Wanderführer in der anderen Richtung beschrieben war, mussten wir ein wenig umdenken. Aber mit einer Karte (die nicht wirklich toll war) und ein wenig Orientierungsvermögen sollte das doch klappen. Weit gefehlt – an diesem Tag sollte mein Selbstbewusstsein in Sachen Orientierung auf eine harte Probe gestellt werden. Erst ging es in Richtung Osten zum nächsten Ort. Dort ließ ich mich von einer Beschreibung aus dem Internet verwirren und ging zielstrebig eine Strasse bergauf, bei der wir erst nach diversen Höhenmetern den Irrtum feststellten. Selbst nachdem wir den richtigen Weg nach Larano dann gefunden hatten, schafften wir noch eine falsche Abzweigung. Ein toller Ausblick die Steilküste hinab (da gab es tatsächlich einen Steig hinab), ein vergeblicher Versuch, eine Levada ohne Pfad zu begehen, dann hatten wir endlich den richtigen Weg gefunden. Nach einem kleinen teleferico (Kabinenseilbahn) wird der Weg zu einem echten Bergpfad, der sich durch den Baumbestand entlang der Steilküste windet. Dass der Weg eher in der anderen Richtung begangen wird, stellten wir an diversen Entgegenkommenden fest. 
An einer doch eher ausgesetzten Stelle setzte meine Höhenangst dieser Tour dann den Endpunkt für diesen Tag. Auf dem gleichen Weg ging es dann Retour.

Wanderungsdaten : von Porto da Cruz hin und zurück. ca. 640 hm, knapp 5 Stunden
Der richtige Weg geht von Porto da Cruz nach Osten in Richtung Larano, dort immer geradeaus und nicht bei den ersten Häusern abbiegen. 

Faszinierender Tiefblick bei Larano
Am alten Küstenweg

Montag, 05.05.2008

Heute musste ich ein gegebenes Versprechen einlösen – die Fahrt in die Hauptstadt Funchal. Diese Einkaufstouren sind ja absolut nicht mein Ding, Wenn man nicht alleine unterwegs ist, kommt man(n) um sowas nicht herum. Also ging es über die Schnellstraße vorbei am Flughafen in die Stadt. Schnell wurde ein Parkhaus gefunden (sehr eng, aber wie feststellen mussten ist das dort absolut normal. Ist wohl der Grund, dass fast nur Kleinwagen vermietet werden). So ging es durch die Einkaufsstraßen, die Markthalle, die so alles anbietet von Fisch über Blumen, und die Altstadt, wo man in fast jedes Touristenlokal hineinbugsiert werden soll, weiter zur Promenade am Hafen. 

Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, so dass meine bessere Hälfte ein Einsehen hatte und den Besuch von Funchal in einem erträglichen Zeitfaktor hielt. Auf der Rückfahrt hatte ich die tolle Idee, über Portela zu fahren, von wo man eine tolle Aussicht hat. Die Idee hatten durchaus auch einige andere, was an diversen Bussen zu erkennen war. Einzig das Wetter spielte nicht mit. Dicke Wolken ließen uns direkt weiterfahren.         

Morgenstimmung in Porto da Cruz
In Funchal
Die Festung in Funchal

Dienstag, 06.05.2008

Heute stand der erste Standortwechsel an. Gemütlich ging es über die alte Küstenstraße weiter nach Santana, einem wunderschönen Örtchen im Norden der Insel. Hier findet man die bekannten strohgedeckten kleinen Häuschen, die nur in dieser Region stehen. 
Nach einer kleinen Ortsbesichtigung fuhren wir die Strasse zum Pico das Pedras hinauf. Auf ca. 900 Meter Höhe, direkt am Einstieg der Levada zum Calderao Verde befindet sich das Feriendorf Ranco Madeirense. Fünfzehn kleine Ferienhäuser im Stil der kleinen Häuser in Santana stehen hier inmitten üppig blühender Vegetation. Nach kurzer Wartezeit konnten wir unser Häuschen beziehen. Leider hatte hier der Zahn der Zeit doch schon ein wenig genagt. Die eigentlich recht gemütlichen Häuschen befanden sich in keinem so guten Zustand mehr. Neben einigem Dreck gab es defekte Lampen, muffige Decken und so weiter. Wir ließen uns aber den Urlaub dadurch nicht vermiesen. Nachdem wir kräftig durchgelüftet hatten, machten wir uns auf Erkundungstour. Die Levada ging auf der anderen Straßenseite weiter in Richtung Faial. Hier gingen wir ein wenig entlang ohne große Aussicht zu haben, da in dieser Region nachmittags die Wolken von Norden fast jeden Tag die Oberhand haben. 
Am Abend folgten wir der Empfehlung unseres Reiseführers, der die Snackbar im Feriendorf aufgrund madeirensischer Spezialitäten empfohlen hatte. Auch das können wir Nachfolgenden leider nur bedingt empfehlen. Den Essenstip konnten wir erst an den Folgetagen finden – das Hotel Colmo in Santana. Das ist die kurze Fahrt am Abend allemal wert. 
Aber immerhin konnten wir einen Wandertip für den Folgetag bekommen – unbedingt auf den Pico Ruivo. Das Wetter sollte gut werden.

Inselbewohner
Strohhäuser von Santana mit Nationalblume Strelitie
Unser “Haus” 
überraschende Besucher

Mittwoch, 07.05.2008

Der Tipp vom Vorabend war klasse. Das Wetter schien zu  halten. Nach einer klaren Nacht zogen zwar einige Wolken durch, aber wir fuhren die Strasse weiter hinauf zur Achado do Teixera. Hier war es so früh am Morgen doch empfindlich kalt. Aber der Ausblick auf das Wolkenmeer unter uns war doch schon erhebend. Über einen komplett bis zum Gipfel gepflasterten Weg ging es zügig hinauf zum höchsten Gipfel von Madeira. Zwar war es nicht ganz wolkenlos, aber der Blick reichte fast über die komplette Insel. Im Westen war die karge Hochebene Paul da Serra zu erkennen, tief unter uns die bewaldeten Täler. Weiter ging es entlang eines perfekt gesicherten, aber sehr ausgesetzten Weges hinüber zum Pico Ariero. Am Pico das Torres geht es nochmals steil hinauf bevor sich der Weg teilweise über Treppenstufen zum Gabelungspunkt hinabschwingt, wo der alte Weg zum Pico Ruivo abzweigt. Von hier geht es auch steil aufwärts weiter zum Pico Ariero. Wir entschieden uns hier für die Umkehr, da auch von Osten starke Bewölkung den Weg im Nebel verschwinden ließ. Leider war es nicht endgültig zu klären, ob der alte Weg, der durch 6 Tunnels verläuft, noch zu begehen ist. Eine kleine Gruppe versuchte es, wir verzichteten lieber, da ein Verbotsschild und ein umgerissener Zaun uns unsicher machten. Auch der Hinweis anderer Wanderer, dass einige Tunnels verschüttet wären, ließ sich nicht endgültig verifizieren. So ging es über den bekannten, steilen Weg durch starken Nebel zurück. Am nördlichen Abzweig des Weges konnte man durch einen Tunnel auf den alten Westweg kommen. Da hier kein Verbotsschild den Weg versperrte, war die Verwirrung komplett. Interessant wäre eine andere Route sicher gewesen, aber eine Umkehr auf halbem Weg wäre auch nicht so toll. Da wir später hörten, dass eine Französin an diesem Tag hier irgendwo tödlich abgestürzt sein soll, war es vermutlich die richtige Entscheidung. 
Auf der Berghütte am Pico Ruivo gab es dann noch das verdiente Bierchen in der Sonne. 

Zurück im Feriendorf hatten wir noch beste Unterhaltung. Zuerst unterhielten unsere im Nachbarhaus einzogenen Sachsen ihre Umgebung lautstark mit ihren Telefonaten. Da war keine Chance wegzuhören und unterhaltsam war es auch. Anschliessend zog eine Horde Ziegen durch die Gärten und labte sich an Pflanzen, die sicher nicht unbedingt für sie bestimmt waren. 
Am Abend gab es dann im Hotel Colmo in Santana noch das bislang beste Essen auf der Insel. Allein die Menge war von uns beiden trotz der langen Wanderung nicht zu schaffen. 

Wanderungsdaten: Vom Achado do Teixera hinauf zum Pico Ruivo und über den Grat bis zum Abzweig des alten Weges unterhalb des Aufstiegs zum Oico Ariero und zurück. ca. 6,5 Stunden 940 hm

Start am Achado do Teixera
Die Berghütte am Pico Ruivo
Der Autor am Gipfel des Pico Ruivo
Am gesicherten Gratweg zum Pico Ariero
Ginster am Wegesrand

Donnerstag, 08.05.2008

In der Nacht wurden wir durch prasselnden Regen geweckt. So gönnten wir uns ein längeres Ausschlafen. Während wir noch überlegten, was man denn so bei schlechtem Wetter macht, wurde uns die Überlegung abgenommen. Es wurde heller und der Regen hörte auf. So schnappten wir unsere Klamotten und begaben uns auf die vor der Ferienlage vorbeilaufende Levada zum Calderao Verde. Die Hoffnung dass das schlechte Wetter (immer wieder regnete es oder tropfte von den Bäumen) uns eine einsame Wanderung bescheren würde, wurde schnell begraben. Es waren so viele Menschen unterwegs, dass ich mich doch fragte, was bei schönem Wetter hier los ist. Gerade an vielen Engstellen ist das mit dem Ausweichen nicht immer so einfach. Los ging es vom Parkplatz der Rancho Madeirense auf dem breiten, durch den Regen jedoch in eine kleine Seenlandschaft verwandelten Weg bis nach Queimedas. Hier befindet sich der große Bruder der kleinen strohgedeckten Häuser von Santana. Das Haus wird in der Ferienzeit auch vermietet. Weiter ging es auf dem nun immer enger werdenden Weg. An einem Wasserfall muss man dem Weg etwas abwärts folgen, da die Levada hier nicht begehbar ist. Weiter ging es immer tiefer in das grüne Tal, das auch bei dem bewölkten und nassen Wetter lohnenswert ist. Vorbei an einem Wasserfall, wo die Levada über eine kleine Brücke geführt wird, durch drei Tunnel, bei denen einige Leute schmerzhaft feststellen mussten, dass Taschenlampen hier sehr wohl sinnvoll sind, kamen wir zum Endpunkt, dem Calderao Verde, wo ein absolut toller Wasserfall eine schöne Raststelle bietet. Weiter kann man ab hier zum “Inferno” gehen, jedoch ist die Levada nicht mehr so gut gesichert und wer nicht schwindelfrei ist, sollte hier besser umkehren. Aber auch so ist die eine absolut empfehlenswerte Tour. 
Leider werden hier auch sehr viele Gruppen durchgeschleust, bei denen sich teilweise die einheimischen Führer wie “die Axt im Walde” benehmen. Dabei ist das Lärmen noch fast das kleinere Übel. Am schlimmsten fand ich aber, dass fast jede noch so kleine Stelle neben der Levada als Toilette genutzt wurde und alle Hinterlassenschaften offen für die Nachwelt liegengelassen werden. Das muss ja nun wirklich nicht sein. 

Wanderungsdaten: Entlang der Levada zum Calderao Verde, keine nennenswerten Höhenunterschiede, 5 Stunden 

Wasserspiele
Höhlen im Verlauf der Levada
Am Calderao Verde
Ein anderer Inselbewohner

 Freitag, 09.05.2008

Da das Wetter wieder nicht so recht mitspielte und wir auch beide interessanten Touren der näheren Umgebung geschafft hatten, entschieden wir uns für einen kleinen Ausflug zur Nordküste. Entlang kleiner Straßen mit tollen Ausblicken erreichten wir dann Sao Vicente. Dieser Ort ist der Ausgangspunkt der Straße über den Encumeada-Pass nach Funchal. Hier gibt es auch interessante Lavahöhlen zu besichtigen. In den knapp zwei Stunden wird man durch die Höhlen geführt, erfährt etwas über die noch recht junge Insel und ihre Entstehung und kann allgemein etwas über Vulkanismus erfahren. Insgesamt gerade bei nicht so gutem Wetter eine echte Alternative. Da auch inzwischen die Sonne wieder herausgekommen war, fuhren wir anschließend gemütlich zurück, gönnten uns abends ein weiteres guten Essen im Colmo und bereiteten uns auf den nächsten Standortwechsel vor. 

An der Küstenstrasse
Blick auf den Friedhof von Sao Vicente
Miradoro an der Küstenstrasse

Samstag, 10.05.2008

Bei wieder gutem Wetter fuhren wir über Faial durch die Berge in Richtung Ribeiro Frio, wo schon Touristenmassen abgeladen wurden. So hielten wir uns nicht lange auf und fuhren entlang des Poiso Pass über Monte nach Funchal, wo wir den Besuch des Botanischen Gartens eingeplant hatten. Bis Funchal ging alles gut, dann machte sich das Fehlen einer guten Stadtkarte negativ bemerkbar. Fahrerin und Beifahrer waren nicht eine Meinung was die Richtung betraf und so kam eine zusätzliche kleine Stadtrundfahrt dabei heraus. 
Nachdem wir den Garten dann doch gefunden hatten, mussten wir feststellen, dass das die Kurverei wert ist.. Eine tolle Pflanzenvielfalt erwartete uns, und obwohl einige ihre Blütezeit schon hinter sich hatten, war dies sehr lohnenswert. Zudem sollte man unbedingt den anschließenden Vogelpark besichtigen. Leider haben einige Vögel in den engen Käfigen kein schönes Leben, was die Artenvielfalt, besonders die freilaufenden Pfaue sind den Besuch wert.
Anschließend machten wir uns wieder auf den Weg in den Westen. Entlang der Küste vorbei an Calheto und Prazeres erreichten wir unser oberhalb von Faja de Ovelha gelegenes Hotel Colina da Faja. Der Abzweig von der Strasse hinunter zum Hotel erfordert schon starke Nevern und fahrerisches Können. Steil geht es eine kleine Betonpiste hinunter und die wenigen Parkplätze sind recht eng an den Hang geklebt. 
Das Hotel war absolut das Beste unseres Urlaubs. Ein 2007 neu eröffnetes Haus, das mit hellen Zimmern, mehreren Aufenthaltsräumen und einer großen Küche, die von allen genutzt werden kann, lockt. Das Highlight war der Pool-Billardtisch, der uns natürlich abends lockte. 
Der Nachteil waren fehlende Speiselokale in der Nähe. So musste man immer eine knappe Viertelstunde steil hinunter durch den Ort, wo an einer Klippe eine einfaches Lokal und ein Hotel mit angeschlossenem Restaurant lagen. Von beiden hat man einen tollen Blick nach Paul do Mar. 
Leider war das einfache Lokal, das uns vom Hotel empfohlen worden war, ein Reinfall. 

Im Botanischen Garten
Strelitien
Ein Pfau in voller Pracht
ohne Worte…..
Blick von unserem Zimmer im Hotel Colina de Faja

Sonntag, 11.05.2008

Nachdem nicht nur einige Führer sondern auch andere Urlauber vom Gebiet bei Rabacal geschwärmt hatte, mussten wir uns dies auch ansehen. Bei bestem Wetter fuhren wir die enge holperige Strasse hinauf auf die Hochebene. Am Parkplatz oberhalb des Forsthauses von Rabacal standen schon einige Autos. 
Es gibt inzwischen auch die Möglichkeit, die gesperrte Forststraße mit einem Kleinbus hinunter zu fahren, was wir uns aufgrund der geringen Anstrengungen bei Levadawanderungen natürlich verkniffen. Unten verteilten sich die Leute schnell auf die zwei leichten Levadas Risco und 25 fontes etwas weiter unterhalb. Dieser folgten wir auch eine Zeit bis sich ein kleiner Pfad durch das Gehölz abwärts schlängelt. Hier erreicht man steil abwärts die Levada Rocha Vermelha, die ohne jegliche Sicherungen nicht mehr so einfach zu begehen ist. An einem langen Tunnel (Seixal-Tunnel, führt nach Norden), der aber nicht begehbar ist, warnt ein Schild vor möglichen Gefahren. Der Weg ist aber größtenteils sehr gut zu begehen und ist wunderschön. Immer wieder geht der Blick in die grüne Schlucht, der man nach Porto Muniz folgen könnte. Kurz vor dem Ende des laut Wanderführer begehbaren Teils ist aber der Weg abgebrochen gewesen. Die Levada wurde hier durch ein Rohr repariert, über das man hätte balancieren müssen. Hier brachen wir die Tour ab und gingen entsprechend der Beschreibung des Rother Wanderführers (absolut empfehlenswertes Buch) zurück nach Rabacal. Mit einem kleinen Abstecher sahen wir uns noch den Wasserfall von Risco an.
In plötzlich aufkommendem Nebel erreichten wir den Parkplatz, auf dem das Wiederfinden unseres kleinen Flitzers inmitten von Dutzenden SEAT die letzte Herausforderung war. 
Am Abend probierten wir dann das Hotel-Restaurant gegenüber des Lokals vom Vorabend aus, was der große Wurf für den Urlaub war. Das Restaurant Vila Mia ist der Geheimtip. Der Chef berät persönlich in fließendem Englisch jeden Gast und die Speisen sind wirklich hervorragend. 
Zum Abschluss gönnten wir uns im Hotel eine Partie Pool, die nach jahrelanger Abstinenz etwas holperig begann, aber immer mehr Spaß machte. 

Wanderungsdaten: Höhenmeter 475, Gehzeit 4,5 Stunden

Abstieg zur Levada Rocha Vermelha
An der Levada
An der Levada

Montag, 12.05.2008

Heute hatten wir uns den letzten fehlenden Teil der Insel vorgenommen – Porto Muniz am Nord-West-Zipfel. Über kleine kurvenreiche Strassen erreichten wir nach ein wenig Suche den Einstieg der Levada an der Ribeira de Janela. Die Vorzeige-Levada ist besonders am Anfang hervorragend ausgebaut. 
Immer weiter geht es in das Tal hinein und der Weg, der meistens gut gesichert ist, wird immer enger. Zum Ende der beschriebenen Route passiert man zwei recht lange und feuchte Tunnel, wo sich wiederum die Mitnahme der Taschenlampen auszahlte. An einem Wasserhaus sollte man den Weg beenden, da der weitere Weg fast nur noch durch Tunnel geht. 
Die Rückfahrt über Paul da Serra zeigte uns die Vielseitigkeit des Wetters auf der Insel. Während in Porto Muniz noch die Sonne schien, war oben dichter Nebel und auf der Südseite empfing uns kräftiger Regen. 
Nach einem wiederum hervorragenden Essen im Vila Mia, wo wir schon zu Stammgästen mutiert waren, tummelten wir uns am Abend wieder am Billardtisch. 

Wanderungsdaten:  Gehzeit 2,5 Stunden

Am Einstieg zur Levada Ribeira Grande
Tunnel an der Levada
Blick auf Porto Muniz

Dienstag, 13.05.2008

Heute stand dann die Wanderung direkt vor der Haustür auf dem Programm. Da dies konditionstechnisch durchaus nochmal eine Herausforderung darstellte, war ich positiv überrascht, dass Steffi sich das gewünscht hatte. So ging es bei zunächst bewölktem Wetter entlang der Levada Nova fast zwei Stunden lang bis nach Prazeres, wo man zum Hotel Jardim Artlantico abbiegt. Ab hier geht der steile und gut wiederhergestellte alte Pflasterweg knapp 600m hinab bis auf Meereshöhe nach Paul do Mar. Wenn man den Ort erreicht, versteht man direkt warum der Nachbarort Jardim do Mar (Meeresgarten) und dieser Paul do Mar (Meeressumpf) heißt. Viele verfallene und ungepflegte Häuser zeugen von Armut. Am anderen Ende des Ortes ging es kurz hinter einem nicht sehr ansehnlichen Apparthotel den alten Pflasterweg steil aufwärts durch Kakteen und Algarven bis nach Faja de Ovelha, wo sich uns ein kleiner Hund für den Rest des Weges anschloss. An der Kirche gönnten wir uns in einer kleinen Bar ein kühles Bier bevor der letzte Anstieg in Angriff genommen wurde. 
Am Abend bekam unsere Billardrunde Zuwachs, Jens und Gabi aus Jena kamen auch schnell auf den Geschmack, so dass es ein netter Abend wurde. 

Wanderungsdaten:  Gehzeit 6 Stunden, 695 Höhenmeter

Stillleben am Hotel Jardim Atlantico
In Paul do Mar
Auf dem alten Pflasterweg nach Faja de Ovelha
Der Champ 😉

Mittwoch, 14.05.2008

Eigentlich war alles abgewandert, lange Fahrten nicht mehr gewollt. So hatten wir uns für ein zweites Mal Rabacal entschieden. Das Wetter war zwar nicht unserer Meinung und dicke Wolken warteten in der Höhe. Dass wir uns davon nicht abschrecken ließen, wurde belohnt. Nach wenigen Metern Wanderung entlang der Levada Ribeira Grande riss es auf und das Wetter wurde zunehmend schöner. Der Weg, der oberhalb der bereits bekannten Levadas entlang geht, ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Tolle Ausblicke ins Tal wechseln mit schattigen Stellen ab. 
Am Ende schließt ein kleiner Wasserfall, an dem sich eine längere Rast lohnt, diesen Weg ab. 
Nachdem wir am nun schon stark frequentierten Parkplatz wieder angekommen waren, fuhren wir weiter über die Hochebene zum Pico Ruivo do Paul, einer Erhebung am Rande von Paul da Serra. Vom Parkplatz ging der Weg durch ein kleines Wäldchen schnell aufwärts. Die Sonne schien inzwischen erbarmungslos, so dass der kurze Weg schon sehr schweißtreibend wurde. Vom Gipfel hat man einen tollen Blick in Richtung Rabacal und hinunter nach Sao Vicente. Die Berge des zentralen Gebirges hüllten sich wie zumeist nachmittags in Wolken. 
Unsere lange Pause dort oben (es war ja schließlich der letzte Wandertag) wurde belohnt. Langsam lüfteten die Gipfel ihren Wolkenschleier und uns bot sich ein letzter Blick zu Pico Ariero und Pico Ruivo. Langsam schlenderten wir zurück zum Auto und vorbei am Parkplatz von Rabacal, der inzwischen hoffnungslos überfüllt war, ging es zurück zum Hotel. Mit einer letzten Espetada (welcher Madeira-Reisende hat den Lorbeer-Fleischspieß nicht probiert) in der Vila Mia beschlossen wir langsam den Urlaub. 

Wanderungsdaten:  Gehzeit 3,5 Stunden, 135 Höhenmeter

An der Levada Ribeira Grande
Am Wasserfall      
Blick zum Pico Ruivo do Paul
Am Pico Ruivo do Paul
Die beste Espetada des Urlaubs im Vila Mia

Donnerstag, 15.05.2008

Prasselnder Regen (da war doch schon einmal an einem Donnerstag sowas, ist wohl Donnerstagswetter) – da blieben wir etwas länger im Bett. 
Es war ja auch Abreisetag, da störte das nicht so sehr. Aber nach einer kurzen Fahrt im Nebel wurde es schon bald klarer. Sobald die Küste erreicht war, kam auch schon die Sonne heraus. Ein letzter Besuch in Funchal, ein letzter Kampf in den kleinen Parkhäusern, ein letzter Wein in einem Kaffee – und dann war es auch Zeit, aufzubrechen. nachdem wir uns noch den netten Ort Santa Cruz angesehen hatten, war die letzte Herausforderung, den fast leeren Tank noch aufzufüllen. Aber in der Umgebung des Flughafens war irgendwie keine Tankstelle aufzutreiben. Mit den letzten Tropfen fanden wir dann in Machico doch noch eine, so dass wir pünktlich den Flughafen erreichten. Trotz einer Verspätung durch Unwetter über Holland kamen wir noch früh genug in Düsseldorf an. Der Flug mit Air Berlin war nach diversen Erfahrungen der letzten Jahre auch eine wohltuende Abwechslung, so dass der Urlaub insgesamt ein schönes Erlebnis war, das vielleicht der eine oder andere durch meinen Bericht miterleben konnte. 
Wer Fragen hierzu hat, kann mich gerne per Mail kontaktieren. 

In Funchal
Festung in Funchal
Blick von Santa Cruz zur Landebahn des Flughafens
Zwei erholte Touristen