Mein Reisetagebuch – nördlicher Gardasee – September 2023

Samstag, 16.09.2023

Durch eine Zwischenübernachtung in Oberammergau konnten wir die lange Anreise auf ein erträgliches Maß reduzieren. Dazu kam ein telefonischer Tipp von Robert, der bereits am Vortag die Strecke nach Süden unter die Räder genommen hatte. Diverse Baustellen behinderten den Verkehr auf der österreichischen Brennerstraße, so dass wir ebenfalls die Strecke auf der östlichen Talseite nahmen. Staufrei und mit viel Aussicht erreichten wir dann den Brenner und kurz darauf Sterzing. Hier konnten wir uns beim Hofer die wesentlichen Dinge zum Überleben besorgen – also Wein, Grappa, Käse etc. 😉

Über die Autobahn kamen wir zügig nach Trento, wo uns das Navi in die Berge leitete. Eindrucksvolle Landschaften mit Schluchten und Seen machten die weitere Anfahrt abwechslungsreich. Fast pünktlich erreichten wir unser Ziel, das mittelalterliche Dorf Canale di Tenno, eine Fraktion von Ville del Monte. Die Beschreibungen hatten nicht zu viel versprochen – ein sehr gut erhaltenes Dorf, das man aufgrund der engen Gassen nicht mit dem Auto befahren kann. Das gibt dem Ganzen noch einen besonderen Charme. Natürlich ist so etwas natürlich auch ein Anziehungspunkt für sehr viele Tagestouristen.

Unsere Ferienwohnung lag relativ nah am Dorfeingang. Der Eigentümer Eugenio sprach sehr gut Deutsch, was dann – auch in Zeiten von Google-Translate – doch hilfreich war. Im alten Gemäuer erwartete uns eine geräumige, recht modern im Landhausstil gestaltete Unterkunft. Ein kleiner Parkplatz war für uns am Dorfeingang reserviert. Schnell war alles eingeräumt und anschließend noch im kleinen Dorfsupermarkt der notwendige Rest eingekauft. Nach einem kleinen Rundgang (lange braucht man dafür nicht) wollten wir im nahe gelegenen Agritur Calvola Essen gehen. Der Bauernhof wurde in der Trentino-App (ein tolles Hilfsmittel mit digitaler Gästekarte) sehr empfohlen. Nur leider stimmte die Öffnungszeit nicht – statt 18 Uhr gab es erst ab 19:30 Uhr etwas auf die Gabel. Bei knapp 400 m Entfernung war dies nicht so schlimm. So konnten wir immerhin einen Tisch für später reservieren. Da das Agritur ab September nur noch am Wochenende öffnet, war dann abends auch schon viel los. Nach einer Vorspeisenplatte musste ich dann die landestypische Carne Salada (Fleischgericht mit Bohnen) probieren. Gut gesättigt schlenderten wir dann die wenigen Meter zu unserem Dorf zurück, in das inzwischen wieder Ruhe eingekehrt war. Der Urlaubsstart war schon einmal gelungen.

Unser Haus in Canale di Tenno

Häufiger Gast – eine von sieben Katzen unserer Gastgeber

Gardasee-Blick von Calvola

Sonntag, 17.09.2023

Das Wetter war zwar sommerlich warm, aber die vielen Wolken ließen eine Bergtour nicht sinnvoll erscheinen. So kam dann Plan B zum Tragen – gemütlich wanderten wir zum nahe gelegenen Tennosee und dann über einfache Wege aufwärts zum Rifugio di San Pietro. Da die Hütte auch mit dem Auto erreichbar ist, war dort entsprechend viel los. Das Personal verteilte aber die Neuankömmlinge zielsicher auf freie Plätze, so dass wir auch eine kleine Stärkung bekamen. Nach der Pause ging es teilweise auf der Fahrstraße, teilweise auf kleinen Pfaden abwärts nach Calvola. Auf eine weitere Einkehr im Agritur verzichteten wir dann aber und beendeten den Abend mit einer Brotzeit in der heimischen Wohnung.

Runde von Canale di Tenno zum Rif.San Pietro | Tour | Komoot

Start in Canale

Auf guten Wegen zum Tennosee

Am Tennosee

Kleine Highlights am Wegesrand

Canale bei Nacht

Montag, 18.09.2023

Heute war der Gardasee unser Ziel. Über kurvige Straßen fuhren wir abwärts bis auf einen von Google empfohlenen kostenlosen Parkplatz. Ob ich den falschen anvisiert hatte oder Google nicht so deutlich war – egal, es war noch ein ordentlicher Fußmarsch bis an den See. So konnten wir immerhin feststellen, dass Riva auch durchaus unansehnliche Bereiche hat. Am See angekommen, nahm die Quote der Touristen auch schnell zu. Da wir ja auch welche waren, gehörte der Besuch des Torre Apponale natürlich dazu (dessen Eintritt durch die Gästekarte kostenlos war). Ein toller Blick über die Dächer der Altstadt war die Belohnung für die vielen Stufen. Anschließend folgten wir noch ein Stück der berühmten Via Ponale, der alten Straße zum Ledrotal, die seit einigen Jahren nur noch für Fußgänger und Radfahrer frei ist. Wenn man jedoch einige Radfahrer erlebt, die rücksichtslos die Piste hinunter brettern, kommt man kaum dazu, die Landschaft zu genießen, da jederzeit die Gefahr besteht, umgefahren zu werden. So schön die Strecke auch ist, bei dem Trubel hatten wir schnell die Nase voll und gingen zurück nach Riva, wo wir uns das Treiben in einem Cafe am Hafen in Ruhe anschauten. Zurück in Canale di Tenno stellen wir fest, dass die Touristen in unserem Dorf eigentlich doch nicht so viele waren – Perspektivwechsel.

Im Hafen von Riva

Dienstag, 19.09.2023

Der nächtliche Regen hatte den Himmel reingewaschen – ein strahlender Tag erwartete uns. So fuhren wir über die neue Verbindungsstraße (mit kilometerlangen Tunneln) ins Ledrotal zum Ledrosee. Dort hatten wir uns eine kleine Wanderung mit toller Aussicht ausgesucht – den Giro della Madonnina die Besta. Mit toller Aussicht auf den See starteten wir auf einfachen Wegen. Dann ging der Weg in den Wald und wurde zusehends steiler (bzw. ich zusehends außer Atem – aber das kann ja nur Weg gelegen haben). Auf halber Strecke dann die kleine Madonnina an einem herrlichen Aussichtspunkt. Weiter quälte ich mich dann hinauf (muss das mit fast 61 so sein?). Dann war endlich eine Fahrstraße erreicht und gemütlich ging es nun wieder abwärts. Noch ein kurzes Stück über einen Waldpfad, dann war der keine Ort Mezzolago erreicht, der wie der Name vermuten lässt mitten an der Uferstraße zum westlichen Seeende liegt. Nette kleine Kunstwerke zieren dort viele alte Häuser. Nach einer Rast in einem kleinen Cafe ging es gemütlich am Seeufer zurück.

Daheim angekommen musste das tolle Wetter noch genutzt werden. So machten wir noch eine Runde um den nahen Tennosee, wo wir am kleinen Kiosk den Tag mit einem Aperol Spritz ausklingen ließen.

Ledrosee – Giro di Madonnina di Besta | Tour | Komoot

Morgendlicher Blick über die Dächer von Canale

Der Ledrosee

Madonnina di Besta mit Ledrosee

Villa bei Mezzolage (kann man mieten)

Spaziergang zum Tennosee

Idyllischer Tennosee

Mittwoch, 20.09.2023

Aufgrund der wieder sehr dunstigen Wetterlage entschieden wir uns für eine Mittelgebirgswanderung. Eine Rundwanderung führt vom östlichen Ortsende von Riva über den Bergrücken des Monte Brione mit den Festungsanlagen. Diesmal hat uns Google auch zu einem tollen kostenlosen Parkplatz gelotst. Zu Anfang ist der Weg noch sehr gut besucht, je weiter man geht, wird es immer einsamer. Man trifft auch Wanderer aller Art – mit expeditionsreifer Ausrüstung oder mit FlipFlops. Gut gesichert (das ist bei den steilen östlichen Wänden auch notwendig) und mit tollen Aussichten auf den Gardasee geht es immer weiter aufwärts. Am Gipfelkreuz hat man eine letzte Sicht in Richtung Südosten, dann zieht der Weg durch Wälder und enge Pfade nördlich. Immer wieder trifft man auf Festungs- und Stellungsüberreste. An der Forte dell Allessandro hat man einen guten Blick auf Arco mit der Burg, die die Stadt überragt. Durch die Olivenhaine erreicht man dann wieder die Zivilisation. Mit dem letzten Tropfen Wasser in der Flasche erreichten wir dann unser Auto. Kleine Lehre – auch kleinere Wanderungen werden wir demnächst sicherheitshalber mit zwei Wasserflaschen unternehmen. Der Abend wurde dann stilecht in der kleinen Taverne in Canale di Tenno abgeschlossen. Das gemütliche Lokal in einem alten Gewölbe hat zwar nur eine kleine Auswahl, aber dafür gute lokale Spezialitäten. In einem kleinen Markt kann man einiges davon auch einkaufen.

Rundtour am Monte Brione | Tour | Komoot

Gardasee vom Monte Brione

Blick nach Norden Richtung Arco

Rückweg durch Olivenhaine

Einkehr in der Taverna Bianca

Donnerstag, 21.09.2023

Heute war Sightseeing angesagt – Limone sull Garda liegt ja auch nicht weit entfernt. Entlang der teilweise engen Uferstraße (auf der immer wieder auch viele Radfahrer unterwegs sind) erreichten wir den Ort. Mit etwas Glück fanden wir einen für zwei Stunden kostenlosen Parkplatz in Strandnähe. Der gepflegte Strand eignet sich für einen gemütlichen Spaziergang ins historische Zentrum – wo es mit der Gemütlichkeit schlagartig vorbei war. Menschenmassen wie am verkaufsoffenen Sonntag drängeln sich durch die engen Gassen. Stehenbleiben und einen Blick in Geschäfte zu werfen fast unmöglich – gnadenlos drängen die Leute einen weiter. Grund genug, den Besuch schnell zu beenden. So blieb noch Zeit für einen Abstecher nach Arco, das mit seinen ruhigen Gassen genau den Gegenpol zu Riva bildete. Trotz schwüler Hitze schlossen wir uns diversen anderen an, die schon den steilen Aufstieg zur Burg in Angriff genommen hatten (der Eintritt ist ebenfalls in der Gästekarte enthalten). Auf einem schönen Rundweg kann man die gut restaurierte Anlage besichtigen. Vor den Toren der Burg kann man noch eine Erfrischung bei einer tollen Aussicht zu sich nehmen. So nahm der Tag für mich noch ein versöhnliches Ende.

Am Strand von Limone

Limone

Die Burg von Arco hoch über der Stadt

Über den Dächern von Arco der Monte Brione

Blick von Arco nach Norden

Freitag, 22.09.2023

Ich hasse es, wenn Schlechtwetteraussichten stimmen. Der angekündigte Dauerregen kam in der Nacht und ließ sich auch von meiner schlechten Laune nicht vertreiben. So kamen die mitgenommenen Bücher auch zu ihrem Recht. Am Nachmittag machten wir uns dann trotz Regen noch zu einem abschließenden Rundgang um den Tennosee auf. Die Wolken brachten dann immerhin noch einige interessante Fotomotive.

Regenspaziergang