Mein Reisetagebuch – Schnalstal – Juni 2021

Freitag, 11.06.2021

Das Ende der dritten Corona-Welle spülte uns nun endlich ins Schnalstal, wo wir schon vor längerem ein interessantes Quartier auf einem historischen Bauernhof gefunden hatten. Nun endlich hatte es geklappt – aufgrund der noch zurückhaltenden Reisetätigkeiten (Test- und Anmeldepflicht waren einigen zudem noch zu umständlich) kamen wir so gut wie selten über Fern- und Reschenpass in den Vinschgau, wo uns schon tropische Temperaturen erwarteten. Nach einem kurzen Einkaufstop im Vinschger Bauernladen am Taleingang waren wir froh um jeden Höhenmeter, den es hinauf ging. Durch die enge Schlucht am Taleingang fährt man durch einen langen und zwei kürzere Tunnel sicher hinauf. Am Rande erinnern noch Reste der alten Straße an weniger entspannte Zeiten beim Fahren.

In Unser Frau, unterhalb der Wallfahrtskirche erwarten einen auf dem historischen Bauernhof Oberniederhof ( Oberniederhof im Schnalstal | Oberniederhof ) drei hervorragend renovierte Ferienwohnungen und ein Hofladen mit leckeren Produkten aus eigener Herstellung.

Oberniederhof
FeWo Anno 1290

Da am Vortag noch einige Kälbchen das Licht der Welt erblickt hatten, war dies natürlich immer wieder ein besonderer Eyecatcher. Gerade da sie sehr gute Auslaufmöglichkeiten haben, ist dies vorteilhaft für Tiere und Gäste. Interessant und sehenswert ist auch die Kuh-Waschanlage, die ich in der Art bisher nicht erlebt habe, von den Kühen aber bestens angenommen wird. Dazu kommen noch die Schwäbisch-Hallischen Schweine, die hier als Verwerter der Bioabfälle gerne zur Verfügung stehen. Wer die putzigen Gesellen so sieht, denkt sicher noch ein zweites Mal über den Verzehr des aus ihnen gemachten Specks nach. Nur wer diesen einmal probiert hat, verliert solche Hemmungen schnell. Zu erwähnen sind daneben noch die seltenen Hühnerrassen und natürlich die Hofhunde, die uns bei jeder Rückkehr freudig begrüßen.

Steffis beste Freundin – Daisy
Kuh-Wellness

Samstag, 12.06.2021

Nach einer kurzen Einkaufsfahrt nach Naturns (alles bekommt man in den kleinen Supermärkten des Tales dann doch nicht) war ein kleiner Spaziergang um den Vernagt-Stausee geplant. Leicht zieht der Weg durch den Wald aufwärts bis zur Staumauer. Von hier geht es hinauf zu den alten Höfen des Tisenhof und weiter zum Finailhof, wo uns eine leckere Stärkung erwartete. Ein Hauch von Normalität nach den vielen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Die gute Stärkung und die tolle Aussicht ließen die Entscheidung reifen, noch ein Stück auf dem Höhenweg Richtung Kurzras zu gehen. Laut Karte gab es ja noch einen Abstieg ein Stückchen weiter. Leider war dieser Abzweig irgendwie nicht zu finden, so dass wir ein gutes Stück weiter in Richtung Kurzras gehen mussten. Erst auf Höhe des Marchegg-Hofs (Drehort für den Film “Das finstere Tal”) bestand die Möglichkeit, ins Tal abzusteigen. Nun wanderten wir -schon etwas weniger elanvoll – zurück zum Vernagt-Stausee und dort entlang des Uferwegs auf der Südseite heimwärts. Eine Eingehtour mit 17 km und über 700 hm – das war so nicht geplant.

Unser Frau im Schnalstal
Abby
Vernagt am See — Blick aufs Tisental
Höhenweg zum Finailhof
Rückblick zum Finailhof
Der Marchegg-Hof
Blick zum Talende bei Kurzras

Sonntag, 13.06.2021

Die lange Tour des Vortags steckte noch in den Knochen, aber der strahlend blaue Himmel ließ keine Gedanken über mögliche Ruhetage aufkommen. So gingen wir vorbei am Hotel Tonzhaus ein Stück auf dem Pilgerweg in Richtung Karthaus. Ein tolles Naturschauspiel bietet nach kurzem Weg der Mastaun-Wasserfall, wo der Mastaunbach sich vom Mastaunhof faszinierend in die Tiefe stürzt. Weiter steigt man nun recht steil über einen schönen Pfad – vereinzelt die Forststraße querend – hinauf zur Lafetz-Alm. Diese vor kurzen neu gebaute Alm bietet neben Speis und Trank auch einen tollen blick auf die nahen Berge vom Similaun bis zur Texelgruppe. Nach der verdienten Stärkung nahmen wir den Weg zum Mastaunpichl, einem kleinen Vorgipfel mit einem weiteren tollen Ausblick. Nun ging es etwas steiler abwärts. Dass das auch zügiger als bei uns geht, zeigten uns zwei Gämsen, die sich aber leider dann doch nicht fotografieren lassen wollten. Nach ein paar Hindernissen (einige querliegende Bäume über dem Weg, ein Schneefeld) erreichten wir dann die nächste Einkehr, die Mastaunalm. Größer hätte der Kontrast zur ersten Rast nicht sein können. Alte verwitterte Gebäude – so erwartet man eigentlich eine Alm in der Region dort – eine Bilderbuchalm. Speis und Trank waren ein ähnlicher Kontrast – zumindest ein gut gekühltes Bier wäre sehr willkommen gewesen, Heimwärts gingen wir dann den Bachweg bis zum Mastaunhof und weiter abwärts zum Ausgangspunkt. Mit 9 km und ca. 800 hm war dies dann auch in einem weniger anstrengenden Rahmen.

Am Abend erwartete uns noch ein besonderes Highlight – die Herz-Jesu-Feier. Hier werden auf den umliegenden Bergen spezielle Feuer entzündet.

Mastaunwasserfall
Lafetzalm mit Similaunblick
Am Mastaunpichl
Mastaunalm
Herz-Jesu-Feuer auf der Schröfwand

Montag, 14.06.2021

Und wieder blauer Himmel – da bleibt einem kaum anderes übrig, als wieder loszuziehen. Wieder starten wir im Ort Unser Frau, wo es steil durch die Wiesen in Richtung Gfallhof ging. Bei ziemlicher Wärme, die man in 1.500 m Höhe kaum erwartet hat, war die Bewässerung der Wiese eine willkommene Abwechslung, die wir gerne auch im Laufe der weiteren Tour in Anspruch genommen hätten. Auf ca. 1.850 m Höhe liegt der Gfallhof, der nur über eine unbefestigte Forststraße und eine eigene kleine Seilbahn erreichbar ist, aber auch Urlaubsquartiere anbietet. Von hier gingen wir durch die blühenden Wiesen langsam abwärts zum Gurschlhof, einem weiteren Bergbauernhof hoch oben. Von hier mussten wir leider die Asphaltstraße ins Tal nehmen. Nach einem kurzen Stück auf der Hauptstraße biegt dann der Weg zu den Raindlhöfen ab. Am Oberraindlhof erwartet den Wanderer ein gutes Restaurant. Wir stärkten uns aufgrund der noch anstehenden Strecke aber nur mit einen kühlen Birra Forst und marschierten dann auf dem Pilgerweg durch den lichten Bergwald, der in dieser Jahreszeit durch die vielen Alpenrosen (auch Almrausch genannt) einfach wunderschön ist. Nach einiger Zeit erreicht man dann am Mastaunwasserfall wieder bekanntes Gelände. Diese Runde ist mit 12 km und etwas über 600 hm in rund 4,5 Stunden zu begehen

Schöner alter Hof in Unser Frau
Blick auf Unser Frau und das Mastauntal
Der Gfallhof auf 1.850 m
Wiesen-Genußwanderung
Almrausch
Schwäbisch-Hallische Schweine – Speck-Vorstufe 😉
Der Hofhahn

Dienstag, 15.06.2021

Beim Wetter keine Änderung, bei den müden Knochen leider schon. Also entschieden wir uns zu einem Ausflug nach Kurzras, wo man wie in vielen Skigebieten im Sommer besser nicht so genau hinsehen sollte. Der Kontrast von alten Höfen und und Hotels geht ja noch, aber planierte, vegetationslose Pisten oder mit Wänden abgesicherte Ziehwege sind dann doch abschreckend. Zudem schaukelt die Gondel der Lazaunbahn in wenigen Minuten alle in die Höhe, die die wenigen Meter nicht mehr gehen können oder wollen. Dass die Hütte noch nicht geöffnet war, konnte durchaus als Glück angesehen werden, da es so noch recht ruhig dort war. Über einige Schneefelder und dann im weiteren Verlauf über den Aufstiegsweg zum Bildstöckljoch (Übergang zum Matscher Tal) geht es dann wesentlich schöner zurück. Erst auf den letzten Metern holt einen die Skitourismus-Wirklichkeit wieder ein. Diese kleine Runde mit ca. 8 km und 466 hm kann dann durchaus als Ruhetag gewertet werden.

Kurzras
Winterreste
Schaf-Zwiegespräch
Kälber-Idylle auf dem Oberniederhof
Der Oberniederhof – ein Platz zum Wohlfühlen

Mittwoch, 16.06.2021

Aufgrund der Wettertendenzen mit möglichen Gewittern entschieden wir uns heute für eine Wanderung vom Nachbarort Karthaus, der innerhalb der Mauern des ehemaligen Klosters Allerengelberg entstanden ist, hinauf zur Klosteralm (wie der Name erraten lässt, ehemals auch dem Kloster zugehörig). Der Weg zieht wunderschön durch den Wald aufwärts – jedoch auch recht steil. So erreicht man mit einigen kurzen Querungen der Forststraße nach weniger als 2 Stunden die aussichtsreich gelegene Alm. Dank Corona und der erst beginnenden Saison durften wir etwas sehr seltenes erleben -wir waren die einzigen Gäste dort. Umso schwerer fiel da die Auswahl des Sitzplatzes. Nach ausgiebiger Rast wanderten wir knieschonender über die Forststraße zurück nach Karthaus. Mit einem kurzen Rundgang durch den Ort endete die letzte Bergtour dieser Woche. (10 km, 826 hm(.

Steiler Aufstieg von Kurzras
Bei der Klosteralm
In Karthaus – Erinnerung an vergangene Zeiten
Der Kreuzgang des ehemaligen Klosters
Friedhof in Unser Frau
Abendliches Wohlfühlprogramm

Donnerstag, 17.06.2021

Ein Morgen mit den Bergspitzen in Wolken – sowas waren wir überhaupt nicht mehr gewohnt. Wie gut, dass wir uns zum Abschluss für eine kleine Wanderung im Vinschgau entschieden hatten. Vom kleinen Ort Goldrain wanderten wir durch durch die Obstgärten nach Morter, wo am Eingang des Martelltals der Rautwaal seht schön taleinwärts zieht. Im Gegensatz zu seinen vielen bekannten Pendants ist dieser Waalweg eher wenig begangen. Leider wissen das auch einige Tiere, auf die ich persönlich gut verzichten könnte. Die Begegnung mit der Kreuzotter war eher ungefährlich (sie wird sich vermutlich ebenso erschrocken haben wie ich), hat aber meinen Adrenalinspiegel gut steigen lassen. Spätestens beim Erreichen des Latscher Bierkellers konnte aber mit einem beruhigenden Hopfen-Kaltgetränk und nahrhaften Speisen meine Ausgeglichenheit wiederhergestellt werden. Mit einem gemütlichen Weg durch die Apfelplantagen bis Goldrain endete diese nette Runde (12 km, 200 hm) und anschließend leider auch unser Urlaub.

Auf dem Weg nach Morter
Am Rautwaal
Im Latscher Bierkeller
Rückweg nach Goldrain