Mein Reisetagebuch – Sextener Dolomiten – September 2022

Samstag, 17.09.2022

Auch die eigentlich gute Idee, die Anfahrt durch eine Zwischenübernachtung in Dinkelsbühl zu verkürzen, hat nichts genützt. Massive Staus auf der Anreiseroute (Fernpass, Zirler Berg – alles dicht) ließen die 450 km zu einer Tagestour werden. Mit dem letzten Tageslicht kamen wir dann im hinteren Pustertal an. Noch schnell einige Kehren auf engen Straßen, dann war unser Domizil auf einem alten Bauernhof oberhalb von Innichen erreicht. Die kleine Wohnung punktete mit einer tollen Aussicht, die sich schon bei der nächtlichen Sicht auf Innichen erahnen ließ. Über die etwas spärliche Ausstattung der Wohnung haben wir dann großzügig hinweggesehen. Nach einer späten Brotzeit ging es dann früh ins Bett.

Nächtlicher Blick auf Innichen

Sonntag, 18.09.2022

Strahlende Sonne weckte mich und der Blick aus dem Bett auf die Spitzen des gegenüberliegenden Haunold faszinierte mich sofort. Nach einem guten Frühstück war sofort klar, dass wir zuerst einmal die nähere Umgebung erkunden wollten. Direkt am Hof ging ein Wanderweg vorbei, der uns auf einen Weg in Richtung Toblach führen würde. Immer wieder zogen die Spitzen der gegenüberliegenden Berge unsere Blicke an. Der Haunold und weiter östlich die Dreischustenspitze mit dem Gsellknoten und noch weiter die Sextener Rotwand – das alles wollten wir uns in Ruhe bei einem ersten kleinen Wanderung anschauen. Vorbei an vielen netten Höfen erreichten wir dann Toblach, wo wir auf der anderen Talseite am Grandhotel (wo auch die Jugendherberge untergebracht ist), auf einen schönen Waldweg abbogen. Hier trafen wir auch auf erste Spuren der Dolomitenfront des 1. Weltkrieges. In Innichen angekommen, mussten wir dann noch einige Höhenmeter zu unserem Hof wieder aufsteigen, so dass wir wieder mal eine “typische” Eingehtour mit rund 17 km hatten. Mit dem genussvollen Blick vom Balkon in die Dolomiten, ging dann dieser erste Tag in zu Ende.

https://www.komoot.de/tour/929756398

“Fern”-Sehen aus dem Bett
Blick über Innichen zum Helm
Feinschmecker vor Ort
Grand Hotel Toblach
Innichen
Picherhof

Montag, 19.09.2022

Nach der langen Tour vom Vortag fiel die Wahl auf eine aussichtsreiche Tour mit ein wenig technischer Unterstützung. Der Gipfelkamm des Helm wird von mehreren Bergbahnen bedient, so dass wir von Vierschach zwar nicht kostengünstig, aber schnell die Höhe von knapp 2.000 m erreichten. Eingereiht in viele Gipfelaspiranten (Gipfelstürmer konnte man das nicht wirklich nennen) marschierten wir durch herbstlich gefärbte Wiesen bei durchaus fast winterlichen Temperaturen in Richtung Helm-Gipfel, dessen Spitze eine alte Hütte “ziert”, die schon seit vielen Jahren dem Verfall überlassen wurde. Passenderweise hatte ich natürlich meine Handschuhe nicht mitgenommen – heute hätte ich sie wirklich gebraucht. Aber auch mit klammen Fingern war die Kamera im Dauereinsatz, da der Blick zu den Sextener Dolomiten einfach unschlagbar war. Im Gipfelbereich findet man auch diverse alte Stellungen und Bunker aus der Zeit des 1. Weltkriegs. Es ist immer wieder beklemmend, wenn man bedenkt, was die Soldaten zu der Zeit ertragen mussten und wie wenig Sinn dies alles gemacht hat. Und wie wenig wir Menschen dazugelernt haben, erkennt man derzeit viel zu deutlich

Nach einer knappen weiteren Stunde auf dem Karnischen Höhenweg war die Silianer Hütte auf Österreichischer Seite erreicht. Freundliche Bedienung und gutes Essen – hier passte alles. nach eine ausgiebigen Rast marschierten wir dann auf dem Normalweg zurück zur Bergstation der Helmbahn.

https://www.komoot.de/tour/930480929

Talblick von der Bergstation
Herbstfarben
Sextener Dolomiten (links Rotwand, daneben Fischleintal)
Fernblick vom Helmgipfel
In der Ferne locken die Drei Zinnen
Dolomitenpanaorama ( zentral die Dreischusterspitze)

Dienstag, 20.09.2022

Heute wollten wir zum viel gerühmtem Drei Zinnen Blick am Haunoldköpfl. Die – wieder nicht sonderlich günstige – Aufstiegshilfe mit der Haunoldbahn brachte uns zum Ausgangspunkt. Gut beschilderte Wege zeigten uns die Richtung, sowohl zum Haunoldköpfl als auch zum Innerfeldtal-Höhenweg. Entlang einiger netter Skulpturen, die sich mit dem Riesen Haunold beschäftigten, marschierten wir voran. Doch dann nach ca. 2,5 km en großes Schild – Weg gesperrt – Forstarbeiten. Und das auf beide Wegen und obwohl vorher nirgendwo ein entsprechender Hinweis zu sehen war. Trotzdem versucht wir unser Glück, wurden aber von einem Forstarbeiten entschieden zurückgewiesen. So blieb uns nichts übrig, als den Weg zurück zu gehen und eine eher wenig aussichtsreiche Alternative durch den Wald (natürlich auch mit weiteren Hindernissen durch Forstarbeiten) zu gehen. Auf unserem Weg konnten wir diversen anderen Wanderern die “gute Nachricht” mitteilen. Dabei erfuhren wir, dass die schlechte Kommunikation bzw. Markierung durch den Tourismusverein hier kein Einzelfall war. Hier scheinen die Interessen – vor allem der Bergbahn – vor denen der Wanderer zu gehen. Auch eine Reklamation beim Tourismusverein brachte – trotz gegenteiliger Versicherungen – an den Folgetagen keine Verbesserung, wie wir dann durch andere Wanderer erfuhren. So blieb es bei einer unbefriedigenden, aber durchaus langen Wanderung.

https://www.komoot.de/tour/931376609

Blick zum Helmkamm
Spannende Wegabschnitte – hier durften wir passieren
Hier ging’s nicht weiter

Mittwoch, 21.09.2022

Nach drei mehr oder weniger anstrengenden Wandertagen gönnten wir uns eine Pause und fuhren mit der Pustertalbahn nach Bruneck. Bei schönstem Wetter erreichten wir die größte Stadt im Pustertal mit ihrer schönen Fussgängerzone. Nach einigen Besuchen in diversen Geschäften besuchten wir dann zum Mittag das Schloß Bruneck, das eines der sechs Messner Mountain Museum beherbergt. Viele eindrucksvolle Exponate aus aller Welt machen den Rundgang zu einem tollen Erlebnis.

Fussgängerzone Bruneck
😉
Schloß Bruneck
Meditiationsraum
Eine lohnenswerte Ausstellung
herrliche Abendstimmung

Donnerstag, 22.09.2022

Bestes Wetter und so war frühes Aufstehen angesagt, da es heute zu den Drei Zinnen gehen sollte. Natürlich war am Parkplatz im Fischleintal auch vor 9 Uhr früh schon einiges los – außer wärmenden Sonnenstrahlen. Gut gerüstet (sogar ich trug Handschuhe) marschierten wir mit viel Begleitung in Richtung Talschlusshütte und weiter immer höher. Bald erreichte die Sonne den Weg und es wurde schnell wärmer. Die Reihen der Wanderer zogen sich auch schnell auseinander und immer beeindruckender wurden die Blicke zu den südlich aufragenden Wänden der Oberbachernspitze und des Einsers. Nach knapp drei Stunden erreichten wir die Bödenseen und somit auch unser Ziel – die berühmten Drei Zinnen. Von diversen Seiten – besonders von der mautpflichtigen Straße zur Auronzohütte erreichen hier die Menschenmassen dieses Plateau. Die Hütte ist an dieser Stelle eine Goldgrube, was man auch an den Preisen merkt. Wer es vermeiden kann, sollte hier auf eine Einkehr verzichten. Hier gibt es im weiteren Umfeld wesentlich gemütlichere und besser bewirtschaftete Hütten und Gasthöfe. Der Blick ist natürlich grandios das Highlight eines Urlaubs in der Region. Nach ausgiebiger Rast marschierten wir dann auf dem Anstiegsweg retour. Mit einer Einkehr in der gemütlichen Talschlusshütte fand ein herrlicher Tag sein Ende.

https://www.komoot.de/tour/933321684

Beim Aufstieg aus dem Fischleintal, erste Sonnenstrahlen zwischen Einser und Oberbacherspitze
Ein grandioses Naturmonument, Drei Zinnen mit gleichnamiger Hütte
Paternkofel und Drei Zinnen
Rückweg über die Bödenseen
Gemütliche Einkehr am Talschluss

Freitag, 23.09.2022

Ein letzter Tag mit grandiosem Wetter – somit entschieden wir uns für eine weitere aussichtsreiche Tour. Vom Kreuzbergpass stiegen wir steil aufwärts zu einigen alten Bunkeranlagen aus dem 1. Weltkrieg. Teilweise im Schatten, teilweise auf aussichtsreihen sonnigen Pfaden marschiert man nun unter der Sextener Rotwand auf die Rotwabdwiesen zu. Hier wird es natürlich wir etwas bevölkerter, da sich mehrere Wege treffen und zusätzlich eine Seilbahn den Aufstieg erleichtert. Eine schöne Einkehr auf der Rotwandwiesen Hütte und anschließend schlenderten wir über Forstwege zurück zum Ausgangspunkt. Eine tolle Woche in einem noch tolleren Gebiet ging dem Ende zu.

https://www.komoot.de/tour/934193571

Start am Kreuuzbergpass
Schöner Höhenweg
Herbstliche Farben
Unter der Rotwand
An den Rotwandwiesen
Rückblick vom Pircherhof