Mein Reisetagebuch – Texelgruppe September 2003

Mittwoch, 03.09.2003

Es sollte die regelmäßige Hüttentour werden, die ich mit Klaus und Bine alle zwei Jahre mache. Schon die letzte Tour stand unter keinem guten Stern, ist es doch mit den beiden immer ein Glücksspiel ob das Wetter mitmacht. Zumindest kann man sie beide gut damit aufziehen. Diesmal schien fast alles zu passen – das Wetter zeigte sich von der besten Seite. Doch schon bei den Eingehtouren kamen die ersten Ausfälle. Jörg musste mit Rücken- und Knieproblemen passen und dann spielte auch Klaus Magen nicht mehr mit. Nach den ersten Metern zum Hochganghaus stand fest, dass Steffi und ich die Runde durch die Texelgruppe bei Meran, die den südlichsten Ausläufer der Ötztaler Alpen darstellt, allein machen mussten. 
Über den Franz-Huber-Steig, der mit dem Schild “Nur für Geübte” die Halbschuhtouristen abhalten soll, ging es hinein in das Herz dieses Naturparks.
Zuerst wird ein Almgelände erklommen, von dem der Steig sich dann entlang der Höhen bis zum Eingang des Zieltals zieht. Unterhalb der Sattelspitze wird es dann sehr steil und abschüssig, jedoch ist der Weg hier sehr gut mit Ketten gesichert. Die Gedenktafeln am Wegesrand jedoch machen den eigenen Schritt nicht immer sicherer. Nach einigen kleineren Klettereien, die jedoch alle sehr gut gesichert sind, kommt man ins innere Zieltal, das neben den Spronser Seen das Herzstück des Naturparks ausmacht. Begleitet von diversen Murmeltieren erreichten wir dann die kleine Lodnerhütte.

Aufstieg 1165m  Abstieg 350m

Auf dem Franz-Huber-Stei
  Lodnerhütte im Zieltal        

Donnerstag, 04.09.2003

Der Herbst machte sich schon deutlich bemerkbar, als ich morgens vor die Hütte trat. Klare Luft und gerade mal 1 °C ließen mich nach einigen Fotos schnell wieder fröstelnd in die Hütte zurückkehren. Jedoch nach wenigen Metern Weg hinauf  zum Halsjoch wurde uns schnell warm. Nicht nur die herrliche Aussicht sondern auch die Sonne ließen uns schnell warm werden. Je höher wir kamen desto phantastischer wurde der Ausblick – im Südosten lockten die Dolomiten, im Südwesten der Ortler und im Norden die eisgepanzerten Gipfel der Ötztaler, Stubaier und Zillertaler Berge.
Dann ging es gemsengleich (oder wie heißt das Tier mit dem Horn auf der Nase?) über große und kleine Felsblöcke hinunter auf die weitgezogenen Böden der Andelsalm. Hier mag man Stunden verbringen, wenn da nicht noch der weite Weg zum abendlichen Quartier auf der Stettiner Hütte wäre. 
Von der Andelsalm ging es dann sehr steil aufwärts zur Schafschneide, von der man die Hütte schon sieht. Doch zum allgemeinen Bedauern muss man hier erst wieder zum Grafsee absteigen bevor es endgültig zum wohlverdienten Bier auf der vor einigen Jahren neu erbauten Hütte geht. Die Lage am Meraner Höhenweg und dem inzwischen neu eröffneten Tiroler Höhenweg bringt der Hütte einigen Zulauf. So sassen wir am Abend mit vier Rheinländern beisammen, die den neuen Tiroler Höhenweg “mal eben” in einer Woche abgegangen sind (normal sollte man rund 10 Tage kalkulieren). 
Doch trotz der Anstrengung ließ sich kaum einer von der Königsdisziplin – dem Hüttenabend abbringen. 
Mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt klang so auch der zweite Tag sehr gut aus.

Aufstieg 1310m   Abstieg  725m

Morgens an der Lodnerhütte
  Im Zieltal
Steinwüste am Halsjoch
Auf den Andelsböden
Die Stettiner Hütte am Eisjöchl

 Freitag, 05.09.2003

Nach den vielen Aufstiegen der letzten zwei Tage stand heute erstmal ein langer Abstieg an. Die letzten noch nicht losgezogenen Wanderer konnten an der Stettiner Hütte noch die Künste eines Hubschrauberpiloten bewundern, die jedoch auch nicht ohne Sand in den Augen abgingen. 
Dann ging es über alte Kriegspfade langsam weit hinunter ins Tal von Pfelders nach Lazins. Von hier wo sich Horden von Tagestouristen von Alm zu Wirtshaus und umgekehrt wälzen ging es dann hinauf ins Faltschnaltal. Ruhig wurde es auch hier nicht, was aber eher an den vielen Tieren lag. Von Kühen über Pferde, Schafe und Ziegen bis hin zu laut über die Eindringlinge protestierenden Murmeltieren war alles vertreten. Rauschende Bäche begleiten den Wanderer auf dem Weg langsam hinauf zum Spronser Joch. Von hier erstreckt sich der Weg hinüber zu den höchsten Gipfeln der Texelgruppe und dem Grenzkamm zu Österreich, wo sich die Gletscher immer weiter zurückziehen. Auf der anderen Seite des Jochs fasziniert die Urlandschaft der Spronser Seen. Über gepflasterte Almwege ging es nun hinab zu diesen Seen, an deren untersten sich der Oberkaser befindet, eine gemütlich umgebaute Alm  Hier trafen wir dann auch unsere Rheinischen Kilometerfresser wieder, die auch das Ziel Bockerhütte für die Nacht auserkoren hatten. Auf der doch recht renovierungsbedürftigen, aber von den jungen Wirtsleuten sehr rührig geführten Hütte verbrachten wir dann noch einen netten Abend, der besonders durch die gute Küche versüßt wurde, bevor es dann am folgenden Tag über den Bockersteig und den Mutkopf  zurück in stärker bevölkerte Regionen ging.

Freitag  Aufstieg 855m  Abstieg 2000m   
Samstag  Aufstieg 320m  Abstieg  490m 

Der Lodner und die Hohe Weiße
Hubschraubereinsatz      
 unbeteiligte Beobachter
Über dem Pfelderer Tal
Die Rheinischen Kilometerfresser beim Morgenritual