Mein Reisetagebuch – Thüringer Wald – Juli 2021

Samstag, 17.07.2021

Irgendwie war der Osten eigentlich nie mein Reiseziel, und das obwohl seit Zeiten der Wende schon viel über schöne Regionen dort berichtet wurde. Nun hatte ich mich doch überzeugen lassen und es ging östlich bis knapp hinter die ehemalige Grenze. Der Thüringer Wald war unser Ziel, genauer gesagt Eisenach, wo vor genau 500 Jahren schon Luther einige Zeit verbracht hatte (auf der Wartburg – nur Urlaub war das eher nicht). Der Zustand der Straßen und Autobahnen wurde immer besser je weiter wir östlich kamen – für irgendwas muss der jahrelang gezahlte Soli ja gut gewesen sein,. 😉

In einem großen Supermarkt am Ortsrand wurden die wesentlichen Vorräte für die nächsten Tage eingekauft (Wein, Bier und auch ein wenig zu Beißen) und dann ging es zu unserem Quartier – Schloss Fischbach. Was sich sehr mondän anhört ist ein gemütliches Haus, dessen Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Im Seitentrakt des schönen Fachwerkhauses gibt es eine gemütliche Ferienwohnung.

Schloss Fischbach
Gemütlicher Fleck vor der Wohnung

Sonntag. 18.07.2021

Das Wetter passte, die Motivation auch – also sollte das grobe Umfeld erkundet werden. Und wie ginge das besser als mit dem Rad? In Richtung Nordosten querten wir einige kleine und gemütliche Ortschaften bis wir dann den Nationalpark Hainich erreichten. Weiter ging es auf schönen Wegen durch den Wald bis plötzlich ein Platten bei Steffi unseren Elan einbremste. Nach geschaffter Reparatur folgte zur Belohnung eine lange Abfahrt bis hinunter nach Mihla, wo viele schöne Häuser und ebenso viele verfallende einen gewissen maroden Charme verbreiten. Höhepunkt ist dort das Rote Schloss. Weiter ging es an der Werra entlang bis nach Creuzburg, wo uns ein Besuch der dortigen Burg leider aufgrund eine Feierlichkeit versagt blieb. Über schöne Radwege ging es dann weiter retour nach Eisenach, das wir nach ca. 60 km und 600 hm erreichten. Mit Antipasti und Thüringer Bier genossen wir dann erschöpft den ersten Abend.

Ländliche Idylle
Am Rande des Nationalparks Hainich
Mihla
An der Werra
Creuzburg
Alte Steinbrücke über die Werra

Montag, 19.07.2021

Steffis Geburtstag, der mit einigen Hindernissen gespickt war. Die eigentlich guten Matratzen passten ihrem Rücken dann wohl doch nicht so. So war der Spaziergang zur Wartburg schon kein großes Vergnügen und die folgende Besichtigung, die aufgrund Corona auch nur Infos über eine Handy-App bot, auch nur bedingt schön. Immerhin gab es eine Thüringer Bratwurst vor dem Burgtor. Um mich dann noch ein wenig zu bewegen, stieg ich nachmittags noch aufs Rad und fuhr Richtung Osten entlang der Bahnstrecke bis Sättelstädt und retour. Den Abend beschlossen wir in Eisenach in der Turmschänke, einem Top-Lokal in einem historischen Gemäuer.

Blick von der Wartburg
Auf der Wartburg

Dienstag, 20.07.2021

Rücken noch schlecht, Wetter noch gut – also was tun? So begannen wir den Tag mit Sightseeing in Bad Langensalza. Eine gemütliche Altstadt am Tor zum Nationalpark Hainich. Die angepriesenen Gärten wollten wir uns auch ansehen. Nachdem aber der Japanische Garten für mich eher eine Enttäuschung war (für einen Eintritt von 5 € eine Frechheit), gingen wir dann weiter entlang der Stadtmauer bis zum Schlösschen, wo ein wesentlich größerer (und schönerer) Garten auf uns wartete. Weiter ging es dann zum Nationalpark, wo der Baumkronenpfad ein absolutes Muss ist. Sehr informativ und aussichtsreich geht es in luftige Höhe. Sehr schade, dass ein großer Teil der Besucher sich dort nicht an die Maskenpflicht hielt. Diese Ignoranz, die sich an vielen Orten immer wiederholt, wird uns das Virus noch lange erhalten. Auf dem Rückweg stand dann noch der Besuch im Wildkatzendort Hütscheroda auf dem Programm. In einem Projekt des BUND werden hier einige Wildkatzen und Luchse gehalten, die man zur Fütterung auch besichtigen kann. Auch mit viel Geduld blieb es bei den Wildkatzen, Luchse ließen sich leider nicht blicken. Mit einige Informationen zum Programm dort ging es nach einem erfüllten Tag zurück nach Eisenach.

Japanischer Garten
Schösschen
Baumkronenpfad mit Aussichsturm
Wildkatze

Mittwoch, 21.07.2021

Steffis Rücken ging es langsam besser, so konnte die geplante Schluchten-Rundwanderung starten. Von Fischbach aufwärts marschierten wir durch den Wald bis zum Abzweig der Landgrafenschlucht. Ab hier wurde es immer ursprünglicher. Entlang eines Baches mit viel Totholz und gut gesicherten Wegen trafen wir immer mehr Menschen. An der von Eisenach heraufziehenden Straße querten wir hinüber zur Drachenschlucht. Hier merkten wir bald, dass keine Einsamkeit zu erwarten war. In einer langen Kolonne gingen wir durch die faszinierenden Engstellen. An einzelnen Stellen ist der Durchgang nur 68 cm breit. Da wunderte es teilweise, wer sich diesen Weg alles zutraute (und das nicht nur wegen des Schuhwerks). Oben an der Hohen Sonne angekommen (ein ehemaliges Hotel, das dem Verfall preisgegeben wurde) bot eine Grillstation eine Pauseneinkehr. Anschließend wanderten wir über den Großen Drachenstein mit schöner Aussicht zurück nach Fischbach. Eine aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Länge (18 km) sehr schöne Tour.

Am Großen Drachenstein

Donnerstag, 22.07.2021

Um ein Sightseeing in Eisenach kam ich nicht herum. So marschierten wir durch Seitenstraßen ins Zentrum am Marktplatz. Einige schöne historische Bauwerke (Lutherhaus, Bachhaus, Nikolaikirche etc.) wechseln mit maroden Bauwerken ab. Nach einer Stärkung am Karlsplatz machten wir uns dann auf den Heimweg. Am Nachmittag unternahm ich dann noch eine kleine Runde mit dem Rad über Stockhausen und den Ort mit dem tollen Namen Wenigenlupnitz zum bereits bekannten Sättelstädt.

Marktplatz Eisenach
Lutherhaus
Schmales Haus
Radtour mit Fernblick

Freitag, 23.07.2021

Der Morgen begann mit der ersten Enttäuschung – eine halbe Stunde zu spät beim Bäcker und schon war die Auswahl sehr mäßig. Zum Abschluss der Woche stand nochmal eine Radtour auf dem Programm. Auf steilen und teilweise spannenden Wegen (was komoot einem so alles vorschlägt) erreichten wir wir kurz vor der Hohen Sonne den Rennsteig. Hier fuhren wir auf tollen Wegen immer auf und ab, manchmal mit toller Sicht auf die Wartburg gen Westen. Die vorgeschlagene Runde wurde nach Verlassen des offiziellen Radwegs immer abenteuerlicher. Erst durch tiefes Gras und dann immer weniger fahrbar erreichten wir die Ruine der Brandenburg. Von hier wurde der Weg wieder einfacher und bei Hörschel erreichten wir wieder den Rennsteig, der hier beginnt. Nach rund 50 km und 640 hm waren wir dann wieder am Ausgangspunkt in Eisenach. Den Abend beschlossen wir im Kartoffelhaus Eisenach, das gute deftige Küche zu zivilen Preisen anbietet. So beschlossen wir eine interessante Woche im Thüringer Wald mit einem letzten Wein auf unserer Terrasse. Schaun mer mal, was sich in den nächsten Jahren noch an Zielen im Osten ergibt…..

Hohe Sonne
Wartburgblick
Ruine Brandenburg
Werra bei Hörleshausen