Mein Reisetagebuch – Grödnertal – September 2023

Samstag, 23.09.2023

Der Regen am Gardasee hatte sich verzogen und nochmal einen schönen letzten Blick auf den See freigegeben. Früh war das Auto gepackt und die Route nach Norden geplant. Im zweiten Teil des Urlaubs war das traditionelle Treffen der Wanderfreunde aus unserer Nepalgruppe geplant. Seit jetzt 21 Jahren treffen wir uns nun immer wieder seit wir uns im Herbst 2002 auf einer Nepalreise kennengelernt haben. Auch die weit auseinanderliegenden Wohnorte waren da kein Problem. Leider ist seit letztem Jahr Gudula viel zu früh von uns gegangen.

Diesmal war St. Ulrich (oder besser Runggaditsch) im Grödnertal unser Ziel. Nach einem kleinen Einkaufstopp an der Südtiroler Weinstraße erreichten wir fast gleichzeitig mittags unser Quartier, das zufällig auch schon früher bezugsfertig war. Die Wohnung übertraf alle unsere Erwartungen – ein toll und modern ausgebautes Dachgeschoß. Auch wenn das nah gelegene Lokal entgegen aller Infos aus den digitalen Medien nicht geöffnet war, fanden wir schnell Abhilfe bei einem Bier und Panini in einem örtlichen Gasthof. Anschließend wurden dann noch die notwendigen Lebensmittel in St. Ulrich eingekauft (zielsicher haben wir den wohl schlechtesten Supermarkt des Grödnertals aufgesucht). Der Abend endete dann mit einer leckeren Brotzeit (Jause) daheim.

Sonntag, 24.09.2023

Die Nacht war dann doch recht kühl, so dass wir uns entschieden, noch nicht direkt mit einer Wanderung auf über 2.000 m Höhe zu starten. So nahmen wir den Bus fast direkt vor der Haustür, der uns nach Pufels brachte. (Hinweis: Eine Fahrkarte für die Busse war im Mietpreis inbegriffen). Vom Ort ging es steil durch den Wald auf dem Schnürlsteig aufwärts, teilweise auch mit Seilen gesichert. Dann plötzlich ist die Hochebene des Puflatsch erreicht – und damit auch das Ende der Ruhe. Die Region ist bestens erschlossen, so dass man gerade an solchen Aussichtspunkten kaum allein ist. Aber ich nahm mir ein Beispiel an den dort grasenden Kühen und blendete die vielen Menschen aus. Bei der Aussicht über die Seiser Alm mit Schlern und Langkofelmasssiv war das auch nicht schwer. Nach einer schönen Einkehr auf der etwas abseits gelegenen Messner Schwaige wagten wir uns dann in das für den Massentourismus ausgebaute Gebiet am Compatsch. Hier galt es, schnell weiterzugehen – zu schrecklich wirkt all dies für den naturbegeisterten Wanderer. In der Nähe von Pufels gönnten wir uns dann noch ein Bier in den letzten Sonnenstrahlen bevor uns der Bus wieder zurückbrachte. In einer spontanen Kochaktion wurde die Küche unserer Wohnung dann endgültig eingeweiht.

Runde von Pufels zum Puflatsch | Tour | Komoot

Start in Pufels

Erste kleinere “Schwierigkeiten” 🙂

Langkofelblick vom Puflatsch

Im Hintergrund Puezhochebene und Sella

Wandern mit viel Aussicht auf der Seiser Alm

Montag, 25.09.2023

Heute war St. Christina unser Ziel, wo wir vor 18 Jahren schon einmal eine Rundwanderung gestartet hatten ( Mein Reisetagebuch – Rund ums Grödnertal – August 2005 – R.P.’s Homepage (ralf-peterhegemann.de) ). Diesmal ging es gemütlich mit der Col Raiser Bahn aufwärts und dann hinüber zur Regensburger Hütte. Von dort marschierten wir unterhalb der Geißlerspitzen zur Seceda. Da das Gebiet dort von gleich mehreren Bergbahnen erschlossen ist, war mit Einsamkeit kaum zu rechnen. Dafür hat man eine Einkehr-Infrastruktur wie in mancher Kleinstadt nicht. Und die Ausstattung der Wanderer/ Spaziergänger könnte auch unterschiedlicher nicht sein. Sommerkleid und FlipFlops im Gebirge sind aber aus meiner Sicht jedenfalls fehl am Platz. Da kann man nur hoffen, dass diejenigen wieder heil unten angekommen sind. Am Gipfel der Seceda (der von der gleichnamigen Bahn-Gipfelstation in 5 Minuten erreichbar ist) hat man einen hervorragenden Blick auf die Fermeda-Gipfel. Die nahe Pana-Scharte (die wir vor 18 Jahren noch gegangen sind) ist inzwischen seit zwei Jahren wegen Steinschlag gesperrt. Kurz hinter der Bergstation liegt die Sofie-Hütte, die eher einen Berggasthof darstellt. Die hochwertigen Speisen rechtfertigen die etwas höheren Preise allemal. Ein klarer Tipp zur Einkehr. Über breite Forstwege erreichen wir dann wieder unseren Augangspunkt.

Vom Col Raiser zur Seceda | Tour | Komoot

Start an der Col Raiser Bahn mit Blick auf die Fermeda

gemütlicher Start in Richtung Regensburger Hütte

Orientierungspunkt

Allein ist man auf dem Weg zur Seceda leider nicht.

Der Blick von der Sceda zur Fermeda ist alle Mühen wert.

Zufriedene Wanderer

Perfekte Einkehr auf der Sofie-Hütte

Panorama von der Geißlergruppe über die Sella zur Langkofelgruppe

Zufriedenes pelziges Weidevieh.

Dienstag, 26.09.2023

Upps, schon wieder ein Jahr älter. Nach einem Sektfrühstück machen wir uns wieder mit dem Bus auf nach St. Christina. Doch diesmal bleiben wir eine Etage tiefer und gehen auf dem Grödner Höfeweg in Richtung St. Ulrich. Damit ich den Tag so schnell nicht vergesse, hatte mich unterwegs eine Biene in meinen rechten Ringfinder gestochen. Kaum zu glauben, wie schnell so ein Finger dick werden kann – das kenne ich sonst nur von meinem Bauch – und der braucht auch so einige Zeit dafür. Praktischerweise hatte Karolina etwas zum Desinfizieren dabei. So ging es mit hoch gehaltenem Finger (glücklicherweise nicht der Mittelfinger) weiter. Schön im Wald gelegen erreichten wir dann die Kirche St. Jacob. Von dort wurde der Weg langweiliger – Hatscher auf Teerstraßen sind nichts für die Kniegeschädigten. Eine nette Einkehr in St. Ulrich rundete die Tour ab. Die eigentliche Herausforderung des Tages sollte aber noch folgen. Fußläufig (20 Minuten) von unserer Wohnung erreichbar gab es die Pizzeria Lamm. Die Pizzen waren schon als groß beschrieben. Aber was uns dann vorgesetzt wurde übertraf alles bisher gesehene. Nicht nur in Sachen Größe – auch vom Geschmack her klasse. Da war es nur gut dass wir noch einen Fußweg vor uns hatten.

Höfeweg von St. Christina nach St. Ulrich | Tour | Komoot

Start in St. Christina Dosses

Auf dem Höfeweg

Kirche St. Jacob

Langkofel im Blick

St. Ulrich

Mittwoch, 27.09.2023

Für heute war die Königsetappe eingeplant – die Langkofelumrundung. Das Wetter war seit Tagen perfekt. Von Wolkenstein nahmen wir die Gondelbahn Ciampinoi. Von der Bergstation wanderten wir nun im Schatten des Langkofel auf der Nordseite bis zum Abzweig zur Langkofelhütte. Viele Wanderer kamen uns entgegen, da vom Sellajoch die Langkofelscharte schnell mit der alten Zweiergondel-Bahn erreicht werden kann. Wir hatten uns für den umgekehrten Weg entschieden, um knieschonend von der Scharte herunterzukommen. Vorab stand aber – nach einer Erfrischung auf der Langkofelhütte begleitet von cooler Rockmusik – der lange Aufstieg in die Scharte auf dem Programm. Immer wieder begeistert der Blick zurück in Richtung Seiser Alm. Oben angekommen kann man teilweise Kletterern zuschauen oder einfach nur den Blick nach Süden zur Sella oder oder Marmolada genießen. Abenteuerlich geht es dann mit der Gondel herunter. Damit beide Insassen auch richtig einsteigen, sind die passenden Punkte markiert. Und dann geht es langsam mit viel Aussicht hinunter. Man kann nur hoffen, dass diese tolle alte Bahn nicht wie geplant von einer modernen ersetzt wird. Das ist ein Stück Südtiroler Geschichte. Unten begann der Rückweg dann durch die steinerne Stadt mit viel Aussicht. Nach fünf Stunden war dann die Bahn wieder erreicht und eine tolle Erinnerung abgespeichert.

Langkofelrunde von Ciampinoi | Tour | Komoot

Langkofel von Ciampinoi

Es wird alpiner

Die Langkofelhütte ist fast erreicht.

Weiter geht es im Geröll aufwärts.

Die Scharte ist fast erreicht.

Oben wartet ein phantastischer Blick (und eine Seilbahn, die uns knieschonend nach unten bringt).

Die historische Seilbahn zur Langkofelscharte.

Perfektes Wetter für Paraglider.

Rückblick zur Marmolada.

Donnerstag, 28.09.2023

Bei natürlich wieder bestem Wetter nahmen wir diesmal den Bus talauswärts bis Lajen. Dort beginnt der Poststeig, auf dem in früherer Zeit die Post von Klausen ins Grödnertal gebracht wurde. Heute ist dies ein gut markierter Wanderweg mit schöner Aussicht und einigen netten Einkehrmöglichkeiten. Nach ca. 13 km ist dann St. Ulrich erreicht. Am Abend war dann das Lamm nochmal unser Ziel, das einzige fußläufig erreichbare, geöffnete Lokal in der Nähe. Jeder geht anders mit den Herausforderungen um, Steffi und Lothar bestellten einfach keine Pizza, Robert und Karolina teilten sich eine. Ich konnte nicht anders – Second Service – und fast geschafft die Pizza. Gut dass noch ein Grappa auf uns wartete. 😉

Poststeig von Lajen nach St. Ulrich | Tour | Komoot

Start bei bestem Wetter in Lajen.

St. Peter – ein guter Ort für eine Rast.

Durch mystische Wälder geht der Weg.

Bis zum Ziel in St. Ulrich.

Freitag, 29.09.2023

Der letzte Tag sollte nochmal von allem etwas haben -tolles Wetter weiterhin, viel Aussicht und eine leichte Tour. So nahmen wir die Standseilbahn zur Raschötz und wanderten gemütlich hinaus zur Kapelle und dem Gipfel der Außerraschötz. Natürlich waren wir auch hier nicht allein. Auf dem Gratweg in Richtung Osten – immer die Seceda und Fermeda im Blick – ging es zurück. Mit einer Einkehr auf der Almhütte Cason (Kaiserschmarrn fehlte in diesem Urlaub noch) endete auch der letzte Wandertag.

Raschötz-Runde | Tour | Komoot

gemütlicher Weg mit viel Aussicht

Langkofel

In der Ferne die Fermeda.

Die Geißlergruppe

Letzte Einkehr auf der Cason-Aöpe